Interview zum Favourites Film Festival 2014 in der Kulturfabrik Moabit

Ein großes Thema reicht nicht unbedingt


FFFBerlin_gruen14Ein traditionelles Festival-Highlight ist die Favourite Shorts Night, eure Kurzfilmnacht…
Die Shorts Night ist sehr speziell, weil wir da ganz andere Filme auswählen. Das Publikum ist im Anschluss an die Kurzfilme dazu aufgerufen, mit Wunderkerzen, Luftballons und Tröten über die Filme abzustimmen. Mit unserer Auswahl achten wir darauf, dass die Filme dieser etwas absurden Stimmung angemessen sind. Also wählen wir keinen Kurzfilm mit depressivem Tenor oder schwierigem Thema aus. Kleine, nette, bunte und skurrile Geschichten sind das.

Wie hat sich das Festival seit 2011 entwickelt?
Wir waren von der Resonanz im ersten Jahr sehr überrascht. Gestartet als Herzensprojekt, ohne weit in die Zukunft zu planen. Nach dem Studium hatten wir Lust, ein Festival zu gründen und Filme zu präsentieren. Das hat uns so viel Spaß gemacht, dass uns bei der Preisverleihung rausgerutscht ist: Bis nächstes Jahr. Damit war klar, dass es ein zweites gibt. Dieses zweite Fest war im Nachhinein das schwierigste. Im ersten Jahr hatten wir hohe Zuschauerresonanz, positive Presse und die tolle Filmauswahl. Wir schwammen auf einer Welle. Im zweiten Jahr war es nicht leicht, das zu halten. Dazu mussten wir mit einem viel kleineren Budget als im ersten Jahr auskommen. In der Auswertung des zweiten Jahres, das vom Publikum wieder super angenommen wurde und gesteigert hatte, entschieden wir einen dritten Versuch anzugehen. Allerdings mit der Bedingung, dass eine Entwicklung absehbar sein muss und wir uns ansonsten davon verabschieden müssten. Irgendwann wollen wir davon leben können und es darf nicht „nur“ ein großes und geliebtes Hobby bleiben. Die dritte Ausgabe war so überwältigend, dass nicht in Frage stand, ob wir weiter machen oder nicht, zumal wir noch mit Bremen eine zweite Stadt dazugenommen haben. Wir wollen auch dort Filmen eine Plattform bieten, die entweder gar nicht ins Kino kommen oder dort wegen der Konkurrenz untergehen. In unserem Festivalrahmen finden die ein Publikum. Die Idee, mehrere Städte zu bespielen, hatten wir von Anfang an. So waren wir im Mai schon zum zweiten Mal dort und machen damit auch weiter.

Unterscheidet sich das Bremer Publikum von dem in Berlin?
Die Reaktionen auf die Filme waren relativ ähnlich. Im ersten Bremer Jahr gewann sogar mit „Bruderschaft“ der gleiche Film den Publikumspreis wie in Berlin. In Berlin ist das Publikum allerdings viel internationaler, was sicher an der Stadt liegt. In Bremen spielen wir daher zum Beispiel eher mit deutschen Untertiteln, während wir in Berlin eher englische nehmen.

Plant ihr eine weitere Expansion?
Wahrscheinlich wird eine weitere Stadt hinzukommen, die nicht in Deutschland liegt. Das ist aber noch nicht ganz spruchreif.

Ihr habt vor Beginn des FFF Filmfestivals erforscht, eure Uni-Abschlussarbeit zum Thema verfasst, also ein akademisches Vorwissen erworben. Konntet ihr dieses Wissen für eure Tätigkeit als Festivalmacher nutzen?
Die Grundidee, nämlich Publikumspreisgewinner zu zeigen, entstand während der Forschung. Es gab immer ausgezeichnete Filme, die beim Publikum überhaupt nicht so angenommen wurden, wie von den Jurys. Das hat auch unsere eigene Festivalerfahrung gezeigt. Dort gibt es immer wieder geschlossene Community-Veranstaltungen, wo der normale Besucher nur schwierig teilnehmen kann, da sie zum Beispiel nur für Akkreditierte offen stehen. Daraus entstand unsere Idee.

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