Hauptdarsteller Jesuthasan Antonythasan im Interview zu „Dheepan – Dämonen und Wunder“

"Die westlichen Nationen sollen nicht in Zahlen denken, sondern in Menschenleben"


Dheepan ist als Soldat gewohnt, Menschen zu befehligen. In Frankreich verändert sich das, gerade gegenüber seiner Frau Yalini, die im Film ein Symbol für das Gute ist. Was verändert ihn?
Sein Verhalten ist menschlich. Er hat in diesem Krieg seine Frau und seine Kinder verloren. Man hat den Wunsch, nachdem man dem Krieg entkommen ist, sein Leben komplett zu ändern. Man macht den Versuch, alles, was hinter einem liegt, zu vergessen. Es gibt Möglichkeiten, einen Ausweg zu finden, sie rauchen, nehmen Drogen oder betrinken sich… und manche möchten eine Familie gründen. Dheepan ist einer von denen.

Wie kam es, dass Sie sich damals LTTE, den Tamil Tigers, anschlossen?
Das war 1983, ich war 16 Jahre alt und noch sehr jung. Es gab damals einen schweren Schlag gegen die Tamilen, bei dem 2.000 Tamilen in einem Gefängnis getötet wurden. Es war ein Massaker. Wir versuchten unsere Leute vor diesen Kriminellen zu schützen. Das war nicht nur ich, wir waren viele.

Sie entschieden sich, die Tamil Tigers zu verlassen. Im Film versuchen Ex-Soldaten Dheepan zu beeinflussen und bedrängen ihn. Ist Ihnen Ähnliches widerfahren?
Ja, das ist mir passiert, aber nicht in Frankreich, sondern in Sri Lanka. 1988 war ich für zwei Jahre dort und sie versuchten an mich heran zu kommen.

Fühlen Sie sich sicher in Frankreich?
Heute schon, aber es wurden auch in Paris Anhänger der LTTE ermordet. Erst seit 2009 ist das sicher.

Würden Sie nach Sri Lanka reisen können, wenn Sie wollten?
Momentan nicht, vielleicht in Zukunft irgendwann. Es gibt keine Meinungsfreiheit dort – und ich bin Schriftsteller.

Werden Ihre Bücher in Sri Lanka veröffentlicht?
Nein, aber in Indien, so erreichen sie Sri Lanka.

Wird „Dheepan“ in Sri Lanka gezeigt?
Keine Chance, das verhindert die Zensur in Sri Lanka. Eventuell bei Filmfesten, wie kürzlich in Mumbai.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

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