Berliner Fenster-Tagebuch zur Berlinale 2016

Berlinale-Tagebuch aus dem Untergrund


Lange Filmsequenzen sind für Lav Diaz reine Formsache und folgen einer persönlichen Ideologie. © Bradley Liew

Lange Filmsequenzen sind für Lav Diaz reine Formsache und folgen einer persönlichen Ideologie. © Bradley Liew

Geduldskino
Der Berlinale-Tag stand im Zeichen des philippinischen Kinos. Lavrente Indico Diaz, kurz Lav Diaz, zeigte im Wettbewerb seinen achtstündigen Film „A Lullaby To The Sorrowful Mystery„. Früh mussten sich Publikum und Filmteam zur Weltpremiere auf dem Roten Teppich und im Berlinale Palast einfinden, um 9:30 Uhr fiel der Vorhang zum längsten jemals im Wettbewerb gezeigten Film. Jede Menge Sitzfleisch und Geduld waren gefordert, manch einer holte versäumten Schlaf nach. Diaz ist ein Liebhaber des Slow-Motion-Cinemas. Ob seine formale Strenge die Jury überzeugt, entscheidet sich Samstag.

30 Jahre Teddy
Große Geburtstagssause bei den 30. Teddy Awards am Freitag mit Musik von Anna Naklab,Younotus Kovasc und John Grant. Die Gewinner der Teddy-Bären sind Händl Klaus für den Besten Spielfilm 2016 „Kater“ und Sara Jordenö für den Besten Dokumentarfilm 2016 „Kiki„.Mit Spannung wird am Abend endlich auch die Entscheidung der Wettbewerbsjury erwartet. BFF ist sich einig, dass der deutsche Wettbewerbsbeitrag „24 Wochen“ sehr gute Chancen auf zumindest einen der Bären hat. Ob es vielleicht die Beste Schauspielerin wird oder der Große Preis der Jury wird sich erst am Abend zeigen.

Gianfranco Rosi ist mit "Fuocoammare" der große Gewinner der 66. Berlinale und darf sich über den Goldenen Bären freuen. Foto: Berlinale

Gianfranco Rosi ist mit „Fuocoammare“ der große Gewinner der 66. Berlinale und darf sich über den Goldenen Bären freuen. Foto: Berlinale

Goldener Bär
Die Gewinner der 66. Berlinale stehen fest! Die internationale Jury mit ihrer umfeierten Präsidentin Meryl Streep überreichte den Goldenen Bären an „Fuocoammare“ vom italienischen Dokumentaristen Gianfranco Rosi. Er porträtiert auf ungeschönte und eindrückliche Weise unter welchen Bedingungen Flüchtlinge auf Lampedusa ankommen. Damit bleibt die Berlinale ihrem Label, das politischste aller großen Festivals zu sein, treu. Das beweisen auch Silberne Bären für „Tod in Sarajevo“ von Danis Tanovic, der die Erinnerung an den Krieg in Friedenszeiten wachhält und „Hedi„-Hauptdarsteller Majd Mastoura.

Publikumstag
Traditionellen endete die 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit dem Publikumstag. Die Berlinale ist und bleibt das besucherstärkste Filmfest der Welt! Sie erreicht ihr Publikum und strahlt als A-Festival mit ihrem besonderen Profil in die weite (Film-)Welt hinaus. Überzeugte das Programm aus filmästehtischer Perspektive weniger, sieht es mit dem politischen Zeichen, welches die Jury um Meryl Streep setzte und Rosis Lampedusa-Doku „Fuocoammare“ zum besten (oder wichtigsten) Film kürte, anders aus: Kino legt so den Finger in die Wunde und zeigt, was viele nicht sehen wollen.

AutorInnen: SuT, Alina Impe, Teresa Vena, Denis Demmerle

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