BFF on the Road: Bericht vom 16. Tricky Women Festival in Wien

Weibliche Animation, für dich, mich und alle



Was auf „Love Games“ folgte, war eine Reise durch die verschiedenen Aspekte sexueller und sinnlicher (Selbst)bestimmung in Stop-Motion, handgezeichneter Tinten-Animation, wundervoller chinesischer 2D-Animation. Die lautesten Lacher und den begeistertsten Applaus verzeichneten aber zwei Episoden aus der Filmreihe „Teat Beat of Sex„. Hier funktioniert sexuelle Aufklärung mal ganz anders: In Signe Baumanes fulminanten und unheimlich direkten Filmen wird innerhalb von jeweils zwei Minuten die Schönheit der Kürze gefeiert, der Dirty Talk gebasht, und die Masturbation zum Allheilmittel gegen verfrühte, überstürzte Hochzeiten erhoben. Wie anders hätte diese kuratierte Reihe enden sollen als mit Michael Pavlátovás orgiastischem Sexfeuerwerk „The Carnival of the Animals„?

Vielfalt war auch das Motto des internationalen Wettbewerbs, der auffällig viele abstrakte Inhalte bot. Darunter Celia Eids „Erase„, eine kontemplative Betrachtung unseres Gedächtnisses, in der Erinnerung und Vergessen durch das digitale Ausradieren und Hinzufügen von Formen eruiert werden, oder auch einen der diesjährigen Preisträger, „4min15 in the Developer“ von Moïa Jobin-Paré. In Parés Vierminüter wird die urbane Existenz am Beispiel einer Frau hinter Fensterglas und ihrer Interaktion mit einer bedrohlich wirkenden Stadtkulisse mithilfe unterschiedlicher Techniken verhandelt.

Wegzaubern, Betina Kuntzsch, DE 2015, Tricky Women 2016

Wegzaubern, Betina Kuntzsch, DE 2015, Tricky Women 2016

Die Reduktion erschien in dem großen, bunten Tricky Women Programm oft das stärkste Mittel und die konzentrierte Betrachtung, wie sie beispielsweise Betina Kuntzschs „Wegzaubern“ oder Yoriko Mizushiris „Maku/Veil“ lieferten, die überzeugendste Herangehensweise an schwierige Themen. Die symbolische und narrative Überfrachtung (politischer) Filme – wie sie beispielsweise Tune Sugiharas „The Fox of Shichigorosawa“ oder „Under your Fingers“ von Marie-Christine Courtès, aber auch viele Flüchtlingsstoffe auf die Leinwand brachten – war hingegen oft zu grell und artifiziell.

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