BFF on the Road: Bericht vom 16. Tricky Women Festival in Wien

Weibliche Animation, für dich, mich und alle


Teat Beat of Sex - Juice, Signe Baumane, US 2008, Tricky Women 2016

Teat Beat of Sex – Juice, Signe Baumane, US 2008, Tricky Women 2016

„Wer von euch kennt Lillian Friedman Astor?“, fragt Patricia Beckham-Wells den gut gefüllten Historischen Saal des Wiener Metrokinos. Kopfschütteln, keine Hände in der Luft. „Ernsthaft?“, fragt Wells, mitnichten überrascht. „Lillian Friedman Astor war die erste amerikanische Animatorin, die in einem Filmstudio unterkam – sie war an verschiedenen Episoden von „Popeye and Betty Boop“ beteiligt und trotzdem wurde sie teilweise in den Credits ausgelassen und ihr Name ist so gut wie unbekannt.“

Patricia Beckham-Wells spricht als Vertreterin des internationalen Netzwerks „Women in Animation“ beim Tricky Women Festival. Ihre Referenz auf Friedman Astor steht beispielhaft dafür, warum es auch 2016 unerlässlich ist, ein Animationsfilmfestival auszurichten, das sich ausschließlich den Animationsfilmen und -projekten von Frauen verschrieben hat. Auch 2016 ist es noch weit hin mit der Sichtbarkeit weiblicher, schöpferischer Kreativität, mit Repräsentativität und Repräsentation und Gleichheit: Der jährlich zusammengestellte „Celluloid Ceiling Report“ ermittelte 2015 anhand der 250 kommerziell erfolgreichsten Filme, dass Frauen gerade einmal 9% der Regisseurinnen, 11% der Autorinnen, (immerhin) 26% der Producerinnen und gerade einmal 6% der Kameraleute stellten. Und das, obwohl die Anzahl der Absolventinnen der Filmhochschulen um ein Vielfaches höher liegt. Die Animationsbranche reiht sich da nahtlos ein: Eine 2015 durchgeführte Studie mehrerer Filmhochschulen in Los Angeles besagte, dass von den 60% weiblichen Studierenden im Fach Animation nur 20% im Anschluss ans Studium kreative Positionen in Animationsstudios innehaben.

Trailer Tricky Women 2016, Martine Frossard

Trailer Tricky Women 2016, Martine Frossard

Zum 16. Mal hat nun das Tricky Women Festival (2. bis 6. März) den Finger in eben diese Wunde gelegt. Dabei ging es nicht aber nur um das überfällige, nachholende Auffüllen der Lücken in der Animationsgeschichtsschreibung, obgleich die Reihe „NFB Pioneers“ und die Retrospektive zu Evelyn Lambart dies durchaus leisteten, sondern vor allem auch darum, die Vielfalt der weiblichen Animation im Jetzt und Hier zu feiern. Um zu sagen: Wir sind da, und wir werden mehr.

Besonders lust- und fantasievoll ging es in der von Julie Roy (Executive Producer des National Film Board) kuratierten Programmreihe „sex, femmes et animation“ zu. Yumi Joungs „Love Games“ startete den Filmblock ganz bedächtig und leise: ein Pärchen zelebriert innerhalb eines eng begrenzten, spielerisch definierten Raumes seine Beziehung. Jede subtile Metapher ist humorvoll, jede Geste deutet von bedingungsloser Zugewandtheit – es ist eine großartige Hommage an das zweisame Urvertrauen.

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