VR beim Mira Digital Arts Festival 2016 im Funkhaus Berlin

Mira 2016: Umgeben von virtuellen Bilderwelten


01Filme und Videos in 360° aufzunehmen und wiederzugeben scheint die nächste große Hoffnung der Unterhaltungsindustrie zu sein. Dabei ist die aktuelle Entwicklung jedoch vor allem auf die Verwendung von Virtual Reality-Headsets für den Heimgebrauch ausgerichtet. Denn für Massenvorführungen ohne derartige Geräte fehlen ganz einfach die notwendigen Räume, in denen sich die Zuschauer im 360° Radius umschauen und bewegen können. Eine Umrüstung der Projektoren in den Kinos, wie dies 2009 mit James Camerons „Avatar“ und der 3D-Technik geschah, lässt sich nicht ohne weiteres umsetzen.

Das Mira Digital Arts Festival 2016 im Funkhaus Berlin hat genau zu diesem Zweck neue Wege beschritten. Dort wurde am Samstag, den 11. Juni ein 360° Fulldome errichtet, in welchem die Künstler ihre Bilderwelten projizieren konnten. Mit einem Durchmesser von 17 Metern und 11 Metern Höhe bot diese beeindruckende Konstruktion Raum für bis zu 200 Zuschauer. Wer durch die Luftschleuse ins Innere gelangte, den erinnerte das Ambiente an die Grenzkuppel eines alten Planetariums. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass hier eine Wiese und zahlreiche Sitzkissen die Grundfläche für die gewaltige Leinwand über den Köpfen bildete. Darauf projizierten sechs Projektoren mit einer Auflösung von 2k sowie 60 Frames pro Sekunde die computergenerierten audiovisuellen Welten der Künstler. Jeder Zuschauer konnte sich dabei frei entscheiden, in welcher Position die Bilderfluten über ihn hereinbrechen sollten – ob nun sitzend, stehend oder liegend.

Auf dem Programm standen internationale Werke, die verschiedene Aspekte dieser innovativen Präsentationsform betonten. In „Black Moves“ von Carla Chan gleiten die Augen zuerst über die schwarz-weißen Texturen einer bergigen Computerlandschaft. Die Kamera durchbricht die Oberfläche und bewegt sich langsam durch das höhlenartige Innere dieser Objekte. Der zweite Programmpunkt mit „Chronophage“ des Kollektivs TIND aus Montreal sowie „MorphoGenesis“ von Can Buyukberber & Yagmur Uyanik aus der Türkei setzte hingegen auf eine bunte Überwältigung der Sinne. Flackernde Gittermuster, morphende 3D-Objekte und bunt aufblitzende Farbpartikel verbinden sich im atemlosen Rhythmus experimenteller elektronischer Musik zu einem effektvollen Bilderrausch. Den Abschluss bildete schließlich eine einstündige Live AV Show von Ralp + Lasal.

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