Italienisches Filmfestival Berlin vom 6. bis 9. Oktober 2016
Von ganz alltäglichen Superhelden: Außergewöhnliche Geschichten beim Italienischen Filmfestival Berlin
Das Programm des Festivals reicht von Dokumentationen über Spielfilme vom Sozialdrama über den Krimi bis zum fantastischen Horrorfilm. Als Einstimmung organisierte das Festival in Zusammenarbeit mit dem Babylon-Mitte ab Mitte September im Vorfeld zur eigentlichen Veranstaltung unter dem Motto „La vita è una commedia“ („Das Leben ist eine Komödie“) eine Filmreihe, die italienische Komödien seit den 1950er Jahren zeigte. Das Publikum hatte die Gelegenheit, Klassiker wie „I soliti ignoti“ (1958) von Mario Monicelli, „Amarcord“ (1973) von Federico Fellini oder auch „Tre uomini e una gamba“ (1997) von Aldo, Giovanni e Giacomo. Die Zusammensetzung der Besucher zeigte, dass die große Mehrheit aus Italienern stammt, die offensichtlich in Berlin leben. Es handelt sich um eine Gemeinschaft, die im Alltag kaum mehr als solche wahrgenommen wird. Das Festival ermöglicht neben dem in erster Linie Sichten italienischer Filme, die selten in den deutschen Kinos zu sehen sind, genau dieses Zusammentreffen der sich in der Diaspora befindlichen Landesgenossen.
Das Festival will selbstverständlich beim deutschen Publikum, bei dem zu Erwarten ist, dass die Kenntnisse der aktuellen italienischen Filmlandschaft nicht über einzelne Autoren wie Nanni Moretti hinausgehen, die Lust auf den italienischen Film wecken. Das Italienische hat schon seit geraumer Zeit an Attraktivität als Fremdsprache verloren, das Medium Film könnte das geeigneste sein, um die Sprache wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken. In diesem Jahr zeigen die Organisatoren des Festivals mehrere Deutschlandpremieren. Darunter „Fai bei sogni“ (am Samstag, den 8. Oktober um 16 Uhr) von Marco Bellocchio, der in Cannes bei der Quinzaine des réalisateurs in Cannes gezeigt wurde, „Chiamatemi Francesco“ (am Freitag, den 7. Oktober um 17 Uhr) von Daniele Luchetti über das Leben von Papst Franziskus I. und „Nel paese dei copppoloni“ (am Samstag, den 8. Oktober um 20 Uhr) von Stefano Obino über den Musiker Vincio Capossella.
Ehrengast des Festivals ist in diesem Jahr Paolo Virzì. Zwei seiner Filme „L’uomo che aveva picchiato la testa“ von 2009 (am Donnerstag, den 6. Oktober um 18 Uhr) und „Ovosodo“ von 1997 (am Donnerstag, den 6. Oktober um 20 Uhr) stehen im Fokus und eröffnen das Festival. Der erste Film, eine Dokumentation, widmet Virzì dem Cantautore Bobo Rondelli und der zweite verkörpert ein intensives Sozialdrama um einen Jungen mit Downsyndrom. Bemerkenswert an der Besetzung des Films erscheint Nicoletta Braschi, die nur selten außerhalb der Filme ihres Ehemannes Roberto Benigni zu sehen ist.
Als kleiner roter Faden liest sich das Interesse für Musik aus dem Programm heraus. Sie spielt in mehreren der gezeigten Filme eine wichtige Rolle und zeugt von der allgemeinen Bedeutung, der ihr Italiener beimessen. Cantautori, Liedermacher, genießen traditionell einen hohen sozialen Stellenwert und sind vielfach Identifikationsobjekte. In diesem Sinne findet am zweiten Festivaltag, dem Freitag 7. Oktober, vor der Vorführung von „Lo chiamavano Jeeg Robot“ ein kleines Konzert vom Gesangsduo „The Kouple“ statt.
Teresa Vena
Das Italienische Filmfestival Berlin findet von 6. bis 9. Oktober 2016 im Babylon-Mitte statt.
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