Interview mit Francesca Vantaggiato zum Visionär Film Festival Berlin 2017
Neu in der Stadt: Premiere für das Visionär Film Festival Berlin
Zur ersten Ausgabe des Visionär Film Festivals Berlin haben wir Francesca Vantaggiato, die Gründerin, Leiterin und Kuratorin des Festivals, getroffen und sie ein bisschen zum Programm und ihrer Motivation ausgefragt:
Es ist ja nicht so, als gäbe es in Berlin keine Filmfestivals… Warum noch ein Filmfestival?
Francesca Vantaggiato:Berlin ist für mich die Stadt der Festivals. Festivals sind eine unverzichtbare Plattform für Fachleute, Orte, die mehr Freiheit und künstlerische Experimente zulassen. Ich bin Journalistin und besuche seit Jahren internationale Filmfestivals, schaue mir viele Filme an und schreibe darüber. Die meisten davon finden keine Filmverwertung und erreichen deshalb nicht das breite Publikum. Die Filmverleiher müssen sowohl auf die künstlerische Qualität der Produkte als auch auf die Vermarktungsmöglichkeiten achten und diesem Kompromiss fallen viele Filme schließlich zum Opfer. Ich hatte eine Liste von fünfzig Filmen, die ich mir für Visionär angesehen habe, und trotz der guten Qualität und des hohen Niveaus jedes dieser Filme, hatte nur ein einziger bereits einen (deutschen) Verleiher! Das war für mich ein zusätzliches Zeichen, dass wir noch ein Filmfestival in Berlin brauchen.
Wie ist die Idee zum Visionär Film Festival entstanden?
Visionär ist ein Ort für den Nachwuchs der Kinowelt. Neue Talente sind in vieler Hinsicht die schwächsten Mitglieder des Kino-Universums und deshalb diejenigen, die mehr Beachtung und Unterstützung brauchen. Es steckt häufig viel Mut und Talent in Debütfilmen und eine überraschende künstlerische Freiheit. Ich finde, es ist wichtig, diese Freiheit zu schützen und zu pflegen und die Aufmerksamkeit auf die Arbeit junger Talente zu lenken. Wir unterstützen die neuen Stimmen von heute, weil wir an ihre Zukunft glauben.
Und was hat die Eule damit zu tun?
Wir haben nach einem “Totemtier” gesucht und während eines Brainstormings hat jemand die Eule vorgeschlagen. Sie ist ein Nachttier, mit großen Augen, das auch in der Dunkelheit sehen kann. Ich finde die Eule ist ein sehr “filmisches” Tier. Nach dieser spontanen Entscheidung haben wir recherchiert und herausgefunden, dass die Eule im antiken Griechenland symbolisch Athena, der Göttin der Kunst und Weisheit zugeordnet war. Wir verstehen die Filme als künstlerischen Beiträge und wollen sie weise unterstützen!
Was hat das Visionär Film Festival, was die anderen Festivals nicht haben?
Jedes Festival hat seine eigene Seele und seine Eigenheiten, die es einmalig und besonders machen. Visionär glaubt an diejenigen, die ihre ersten Schritte in die Kinowelt machen und unterstützt sie dabei. Das Festival wurde aus eigenen Mitteln finanziert, weswegen wir die Auswahl auf neun Filme begrenzen mussten. Wir wollen natürlich wachsen, um die Anzahl der Filmauswahl zu erhöhen und dem Publikum zeigen, wie gut diese jungen Regisseure sind.
Ich weiß es nicht, ob das als etwas Besonderes betrachtet werden kann, aber für mich ist es das: Der Kern des Teams besteht nur aus Frauen – fantastische, kompetente und vielseitige Frauen, mit denen sich eine produktive Synergie entwickelt hat!