Interview mit Maria Dragus und Ella Rumpf über „Tiger Girl“ von Jakob Lass

"Tiger Girl"-Interview: Mädchenfreundschaft mit Baseballschlägern


"Tiger" (Ella Rumpf, links) Vanilla (Maria Dragus) bilden ein gefährliches Duo. © 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Max von Treu

„Tiger“ (Ella Rumpf, links) Vanilla (Maria Dragus) bilden ein gefährliches Duo. © 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Max von Treu

Berliner Filmfestivals traf Maria Dragus und Ella Rumpf, die beiden Hauptdarstellerinnen aus Jakob Lass‘ („Love Steaks“, „Frontalwatte“) actiongeladenen Großstadtfilm „Tiger Girl„, zu einem Gespräch übers Kicken, politische Haltungen und starke Frauen.
Maggie, gespielt von Maria Dragus („Das weiße Band“, „Töte mich“, „24 Wochen“) blond, brav und ganz schön angepasst, trifft auf Tiger Girl, gespielt von Ella Rumpf („Chrieg“, „Raw“), kurze Haare, Bomberjacke, wichtigstes Accessoire: ein Baseballschläger. Da Maggie eine Lektion in Sachen Schlagfertigkeit gut gebrauchen kann, nimmt Tiger sie unter ihre Fittiche und aus Maggie wird ‚Vanilla‘. Mit „Tiger Girl“ zeigt Regisseur Jakob Lass nicht nur eine etwas andere Frauenfreundschaft, sondern hinterfragt auch unser Wertesystem – mit einem gezielten Schlag in die Magengrube.

Ihr seid ja beide bekannt für Filme und Rollen, die eher härtere Kost sind und ernstere Themen ansprechen: Ella Rumpf für deine Rolle der ‚Ali‘ in Simon Jaquemets Jugenddrama „Chrieg“ und Maria Dragus für die Rolle der ‚Klara‘ in Michael Hanekes „Das weiße Band“. In beiden Filmen geht es um Gewalt, die in „Das weiße Band“ weniger offen, bei Jaquemets „Chrieg“ hingegen exzessiv ausgelebt wird. Wie wirken sich diese Rollen auf eure Herangehensweise an „Tiger Girl“ aus? Beziehungsweise wirken sie sich überhaupt noch aus?
Ella Rumpf (ER): Was die Rollen verbindet, ist die Gewalt. Und das Androgyne, das Tiger Girl ausmacht, kommt sicher auch aus einer Weiterentwicklung von Ali wenn man so will. Aber natürlich ist Tiger total anders angelagert und vom Typ her überhaupt nicht mit Ali zu vergleichen.
Maria Dragus (MR): Ich glaube, dass in allen Rollen immer irgendwo ein Teil von einem mitschwingt und tatsächlich besteht die Parallele zwischen Klara und Vanilla darin, dass sie beide aus einer Welt ausbrechen wollen, in der sie gefangen sind, mit dem Unterschied, dass Vanilla dafür eine ganz andere Art der Gewalt und Schonungslosigkeit findet.
Natürlich begleitet mich die Rolle der Klara, weil das einfach mein Start in die Schauspielerei war und ich damals auch sehr viel mitgenommen habe, aus der Arbeit mit Michael Haneke. Aber ich kann nicht sagen, dass man die Arbeit an „Tiger Girl“ und an „Das weiße Band“ vergleichen könnte. Ganz im Gegenteil: Das sind zwei so komplett verschiedene Welten!

Es gibt ja viele ziemlich viele choreographierte Kampfszenen und auch einige Stunts. Wie habt ihr euch auf eure Rollen vorbereitet?
MD: Wir hatten zwei ganz tolle Stuntleute!

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Also habt ihr gar nicht selbst gekämpft?
MD: Oh doch!
ER: Trainiert und choreographiert – das volle Programm.
MD: Wir haben selber gekämpft, aber natürlich gibt es so ein paar Sachen, die man nicht selber machen darf, weil die Verletzungsgefahr zu hoch ist. Tatsächlich haben wir eigentlich 90% selbst gemacht, oder?
ER: Ja, 90% haben wir gemacht. Das war wirklich eine richtig tolle Arbeit, bei der wir körperlich viel gelernt haben. Durch diese Körperarbeit haben wir uns unsere Rollen eigentlich überhaupt erst erarbeitet.

Ella Rumpf, ich habe gelesen, dass du boxt und Maria Dragus, du bist ausgebildete Tänzerin – inwieweit hat euch das hier bei „Tiger Girl“ geholfen?
ER: Ich boxe eigentlich gar nicht! Ich muss das immer wieder für Filme lernen. Lustigerweise schicken sie mich ständig zum Boxunterricht. – Für Ali in „Chrieg“ war das auch total wichtig für die Körperhaltung, dass das mit drin war. Und auch bei „Tiger Girl“, kommt Tigers ganze Bewegungsart sehr aus diesem Boxen heraus…
MD: Ich liebe es, jeder Rolle eine andere Körperlichkeit zu geben. Hier wurde uns das relativ einfach gemacht, weil wir uns das gemeinsam erarbeiten durften, in einem Kontext – der Choreografie – der mir sehr vertraut ist. Das war einfach ein Geschenk!
ER: Das war so geil, weil man das einfach sofort gesehen hat: So wie sie manchmal gekämpft hat, das sah so aus, als würde sie tanzen. Ich hätte gewünscht, ich hätte auch so Kicks machen können, wie sie!

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