Das 23. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg vom 2. bis 11. Juli 2017
23. JFFB: Nicht ganz koscher
Eröffnen wird das Festival der Film „Die Geschichte der Liebe“ / „The History Of Love“ (2016, Deutschlandpremiere) des rumänisch-französischen Regisseurs Radu Mihăileanu am Sonntag, den 2. Juli, im Hans Otto Theater Potsdam. Die Verfilmung des Bestsellers von Nicole Krauss setzt dem Zauber der Literatur und der Macht der Liebe ein Denkmal, wenn der polnische Jude Leo, der als alter Mann in New York lebt, auch nach vielen Jahrzehnten noch an seine große Liebe Alma zurückdenkt, der er während des Zweiten Weltkrieges ein Buch widmete.
Jenseits aller Medienbilder und Stereotype bietet das JFBB mit insgesamt 44 Filmen aus Ungarn, Frankreich, den USA, Österreich, Israel, Hong Kong, Australien, Kanada und der Schweiz auch in diesem Jahr spannende Einblicke, komische Momente, berührende Erzählungen und poetische Bilder. So basiert „Past Life“ (2016) auf der wahren Geschichte zweier Schwestern, die sich in Israel, Polen und Deutschland auf die Suche nach der Vergangenheit ihres Vaters machen, zeichnet „Personal Affairs“ (2016, Deutschlandpremiere) das generationenübergreifende und vorurteilsfreie Porträt einer palästinensischen Familie, die in Israel lebt, und illustriert „Beyond the Mountains and Hills“ (2016, Deutschlandpremiere) den tragikomischen Alltag einer dysfunktionalen israelischen Familie. Die neu restaurierte digitale Kopie des israelischen Filmklassikers „Avanti Popolo“ (1986) bildet einen weiteren Höhepunkt.
Auch die Dokumentarfilme zeichnen ein vielschichtiges Bild jüdischen Lebens. „Praise the Lard“ behandelt aus verschiedenen Blickwinkeln das Tabu, Schweinefleisch zu essen, in „Reversing Oblivion – Ein Weg aus dem Vergessen“ kehrt eine Filmemacherin auf das Gut ihres jüdischen Großvaters in Oberschlesien zurück, während „Pepe’s Last Battle“ den kauzigen Jerusalemer Lokalpolitiker Yosef „Pepe“ Alalu porträtiert und im verspielten, collagenhaften „Monsieur Mayonnaise“ ein Maler und Regisseur die Geschichte seiner Eltern im Zweiten Weltkrieg recherchiert.
Mit Filmen wie „Abschied“ (1930), „Emil und die Detektive“ (1931), „Leben und Sterben des Colonel Blimp“ (1943) und „Die schwarze Narzisse“ (1947) bildet die Sonderreihe „100 JAHRE UFA – DEM VERGESSEN ENTRISSEN“ im Filmmuseum Potsdam eine Hommage an den Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzenten Emeric Pressburger.
Die Rolle der Festivalpatin übernimmt in diesem Jahr die deutsch-türkische Schauspielerin Almila Bagriacik, die für Ihre Hauptrolle im NSU-Drama „Die Opfer – Vergesst mich nicht“ in diesem Jahr mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Schauspielerpreis 2017 nominiert wurde. Zudem ist die 26-Jährige die neue Ermittlerin an der Seite von Axel Milberg im Kieler Tatort.
Das 23. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg erreicht auch in diesem Jahr sein Ziel, die Vielfältigkeit jüdischen Lebens und jüdischer Kultur abzubilden. Nicht ganz koscher, aber unbedingt zu empfehlen!
Stefanie Borowsky
23. Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg vom 2. bis 11. Juli 2017 in 14 Spielstätten in Berlin und Brandenburg. Mehr Informationen auf der Festival-Homepage.
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