Berlinale Talents 2019: „Mistakes – How to fail better“ – Filmschaffende im Interview

Berlinale Talents 2019: Von Fehlern, Filmen und Wünschen


Die gebürtige Berlinerin Anne Bolick studierte nach zahlreichen Auslandsaufenthalten an der Filmakademie Baden-Württemberg und der Filmhochschule La Fémis in Paris „Kamera/ Bildgestaltung“. Foto: Anne Bolick

Kamerafrau Anne Bolick:
„Auf den eigenen Bauch schlagen“

Was kann sich die deutsche Filmszene vom Ausland abschauen?
Andere Filmförderstrukturen!

Was können sich andere Filmszenen von Deutschland abgucken?
Es gibt eine sehr interessante Strömung in Deutschland, in der Filmemacher*innen ohne Drehbuch und Dialog in ein Filmprojekt gehen. Dazu gehören vor allem die Lass-Brüder, Tom und Jakob Lass. Es entsteht ein äußerst authentisches Kino, das sich etwas traut! Der Dreh ist dadurch ein offener und inspirierter Prozess, im dem man der eigenen filmischen Intuition wieder näher kommt.

Wenn du dein Leben lang nur einen Film sehen könntest, welchen würdest du auswählen?
Alejandro Inarritus Film „Biutiful„, fotografiert vom großartigen Rodrigo Pietro, ist immer wieder eine Offenbarung.
https://youtu.be/OL12b3rvS3Q
Was möchtest du angehenden Kameraleuten mit auf den Weg geben?
Eine besondere Fähigkeit, die uns Kameraleute auszeichnen muss, ist unser Instinkt. So oft geht es neben dem Sehen mit den Augen vor allem um das Spüren der Situation und das Vertrauen auf die eigene Intuition. Die Kamerafrau Birgit Gudjonsdottir hat mir mal den Ratschlag gegeben, vor dem Take ein paar Mal auf den eigenen Bauch zu schlagen, um den Körper zu aktivieren, um intuitiver zu handeln. Es funktioniert! Probiert es aus!

Was wünschst du dir für dein Metier?
Ganz klar: Mehr Diversität! Es ist mir ein großes Anliegen das unsere Gesellschaft, also Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Sprachen, viel viel stärker in unserer Film- und Fernsehlandschaft repräsentiert werden. Davon sind wir leider noch weit entfernt, und das ist meiner Meinung nach ein großer Missstand.

Auf was hast du dich in der Talents-Woche am meisten gefreut?
Für mich ist der individuelle Blick und die Herangehensweise der internationalen Filmemacher*innen sehr interessant. Was die Cinematographer betrifft, freue ich mich vorrangig auf den Austausch, in erster Linie mit der Frage: Was machen wir ähnlich, aber vor allem was ist unterschiedlich in der Bilddramaturgie und warum. Das skandinavische Kino, auch das französische, das britische Kino haben diese Unverkennbarkeit. Beim Talents Programm ist die Vielfalt der Sicht auf Kino und Film nochmal größer, da Filmschaffende aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Backgrounds aufeinander treffen.

Seit ihrem Studium der Visuellen Kunst und Fotografie arbeitet Lisa Miller in Madrid und London als freischaffende Filmregisseurin und Dozentin. Mit ihrem Heimatfilm „Landrauschen“ gewann sie den Max-Ophüls Preis für den besten Spielfilm und war 2018 Gast der Perspektive Deutsches Kino. (c) Hannes Kempert

Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Miller:
„Die Reise immer wieder von vorne beginnen.“

Was war der große (berufliche) Fehler, den du wieder genauso machen würdest?
Vielleicht ein bisschen naiv – aber unerschrocken – zu entscheiden, einfach einen Spielfilm ohne Geld zu machen.

Wenn du dein Leben lang nur einen Film sehen könntest, welchen würdest du auswählen?
Einen Road-Movie wie „American Honey“ von Andrea Arnold, damit ich die Reise immer wieder von vorne beginne und niemals ankomme.

Was möchtest du angehenden Filmschaffenden oder Regisseurinnen mit auf den Weg geben?
„Im Zweifel für den Zweifel“ – aber nicht an sich selbst.

Was wünschst du dir für dein Metier?
… dass die Geschichten, die wir erzählen immer diverser werden (können).

Auf was freust du dich in der Talents-Woche persönlich am meisten?
Inspirierende Menschen kennenzulernen und Einblicke in die Realität und die Ideen von FilmemacherInnen aus der ganzen Welt zu bekommen.

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