Human Rights Film Festival Berlin 2019: Filmemacherin Ewa Ewart im Interview

Regisseurin Ewart im Interview: "Ich glaube, dass große Dinge in kleinen Schritten geschehen"



Wie bist du bei der Recherche für den Film vorgegangen?
Es wäre mir nicht möglich gewesen mit den Mitwirkenden in dieser Form in Kontakt zu treten, wenn ich nicht fließend Spanisch gesprochen hätte. Meine erste Herausforderung war es, einen Produzenten, Mitarbeiter oder Ortskundigen in Ecuador zu finden, der die Zusammenhänge kennt und mir helfen kann. Ich hatte das große Glück, nach etwa zweimonatiger Recherche eine großartige Veronica Leon Burch in Quito zu finden, die hat ecuadorianische und englische Wurzeln und arbeitet als Journalistin und Filmemacherin. Sie wollte mit mir zusammenarbeiten und ihre Hilfe war unschätzbar groß. Sie kannte die Geschichte sehr gut und für ein paar Monate tauschten wir per E-mail und Chats unsere Ideen aus, bevor ich für meine erste Forschungsreise nach Ecuador kam. Ich verbrachte zwei Wochen in Quito, wo ich mir von zahlreichen Politikern und Zeitzeugen die Hintergründe anhören konnte, bevor ich mich für zwei Wochen mit einem Führer in den Dschungel begab, um zu schauen, wie ich die Geschichte visuell und filmisch umsetzen kann. Das war die ausschlaggebende Reise, die mir zeigte, wie ich den Film am besten gliedern kann. Ich kehrte noch einmal dorthin zurück und hatte ein starkes Team von drei lokalen Leuten, dem Dschungel-Führer, einem Soziologen und Veronica in Quito. Und ich hatte mein großartiges Filmteam aus Polen, zwei Kameramänner und einen Toningenieur. Die Dreharbeiten dauerten sechs Wochen.

Bei deinen Dreharbeiten in Ecuador hast du natürlich ein sehr sensibles Thema aufgearbeitet. In den wirtschaftlichen Zusammenhängen der Geschichte ist viel Geld und Macht von Regierungsseite involviert. Wurdest du bei der Planung oder Dreharbeiten mit gewissen Einschränkungen konfrontiert?
Ich versuche nicht, einen Mythos zu kreieren, dass wir den Film unter permanenter Bedrohung von oben gedreht haben. Wir brauchten eine Drehgenehmigung, um im Nationalpark Yasuní drehen zu können. Ich habe von Anfang an ziemlich offen mitgeteilt, dass wir einen Film über die Yasuní-Initiative drehen. Ich bin dabei natürlich nicht zu sehr ins Detail gegangen und wir haben die Drehgenehmigung schließlich bekommen. Die Dreharbeiten fanden also legal statt. Nur eine Szene wurde mit versteckter Kamera gedreht, als wir die Ausmaße der Ölbohrungen im Dschungel dokumentierten. An keinem Punkt gab es Versuche, unser Vorhaben aufzuhalten. Es gab anfangs Probleme, eine offizielle Stellungnahme von Regierungsseite zu bekommen, schließlich konnten wir dafür aber den ecuadorianischen Umweltminister Tarsicio Granizo gewinnen.

Fragen und Übersetzung aus dem Englischen von Henning Koch.

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