BFF on the Road: Zu Besuch beim 24. Busan International Film Festival in Südkorea

Busan 2019: Asiens Kino im Schaufenster


Im Zentrum des Festivals: Das Busan Cinema Center © Teresa Vena

Vom 3. bis 12. Oktober 2019 fand eine neue Ausgabe des bisher größten asiatischen Filmfestivals statt. Busan, die zweitgrößte Stadt Südkoreas, richtete das Festival, das als wichtigste Veranstaltung im Kalender von asiatischen Filmemachern, Produzenten und Schauspielern gilt, dieses Jahr zum 24. Mal aus. Das Festival hat in den letzten drei Jahren eine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die über das Filmische und damit Inhaltliche hinausging. 2017 stand es im Mittelpunkt eines politischen Skandals. Es fand ein existenzgefährdendes Tauziehen zwischen politischer Führung der Stadt und künstlerischer Leitung des Festivals statt. Ein Boykottaufruf, ein mehrfacher Personalwechsel auf beiden Seiten und eine beträchtliche Budgetkürzung später scheint das Festival erstmal den Sturm überlebt zu haben.

Mit Stürmen – auch denen im wörtlichen Sinne – ist Busan bestens vertraut. Einmal mehr wütete kurz vor der Eröffnung ein Taifun über den breiten Strand von Haeundae, mondäne Flanier- und Partymeile der Stadt, und verhinderte auch in diesem Jahr, dass die Festivalabende dort ihren Ausklang feiern konnten. An Treffen mit hochkarätigen Filmemachern aus der ganzen Welt mangelte es in den strandnahen Luxushotels bei großzügig aufgetischten kulinarischen Köstlichkeiten trotzdem nicht. Im Oktober ist es in Busan noch sommerlich warm, was den Besuch des Festivals gleichzeitig mit einer erholsamen und vergnüglichen Zeit verbindet, da noch leichte Kleidung, nachmittagliches Sonnentanken und abendliches Horchen auf Wellenrauschen möglich sind. Ein anstrengendes Pensum von vier bis sechs Filmen pro Tag lässt sich so anders bewältigen.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Festivals bleibt der Blick auf die eigene Filmproduktion, die von der publikumsgängigen Großproduktion über den unabhängigen Autorenfilm von arrivierten oder jungen Filmemachern bis zum historischen Film reicht. Möchte man sich einen Überblick bereits allein über die koreanischen Beiträge schaffen, blickt man auf einen vollen Festivalplan. Doch eine Vielzahl neuester Werke aus dem gesamten südostasiatischen Raum wartet darauf, entdeckt zu werden. Die Sektion „A Window on Asian Cinema“ ist mit Sicherheit die wichtigste des Festivals. Eindrücklich ist bei der Betrachtung der Filmauswahl von Jahr zu Jahr, wie unterschiedlich die Beiträge aus den verschiedenen Ländern in Bezug auf verfügbare Mittel, ästhetische Filmsprache und schließlich auch thematisches Interesse sind.

Nachdem „Honeygiver among the Dogs“ von Dechen Roder 2016 als erster Film, der vollständig selbstständig finanziert und mit ausschließlich aus Bhutan stammenden Schauspielern besetzt wurde, in Busan seine Premiere feierte und später auch bei der Berlinale präsentiert wurde, erlebte der Film aus dem Land, in dem die „glücklichsten Menschen der Welt“ leben, Aufschwung. In diesem Jahr stand der dritte Film aus bhutanesischer Produktion, „Lunana: A Yak in the Classroom“ von Pawo Choyning Dorji, im Programm des Festivals. An die herausragende Qualität von Roders suggestiven Thrillers kommt die liebenswürdige Mischung aus Komödie und Sozialdrama leider nicht heran, doch übertrifft der Film bei Weitem den unbeholfenen Versuch von Tashi Gyeltshen mit „The Red Phallus„. An diesem Film glaubt man zu erkennen, was passiert, wenn westliche Produktionsfirmen und offizielle Geldgeber die Chance ergreifen wollen, sich mit dem Gestus des kulturpolitischen Helfers als Filmkunstautoritäten zu positionieren. Ein Vorgehen, das nur mangelnde Authentizität, hohle Pseudo-Exotik und künstlerische Hilflosigkeit hervorbringt.

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