70. Berlinale: Das Festival-Tagebuch vom Berliner Fenster und Berliner Filmfestivals

Berlinale 2020: Das Tagebuch



Mi, 26. Feb.: Macht seiner Bilder
Die Hölle, das sind die Anderen, heißt es und die Regisseure Burhan Qurbani und Ilja Chrschanowski wollen diese Abgründe auf der Berlinale sichtbar machen. Unterschiedlicher könnten die beiden Wettbewegbsfilme am Mittwoch jedoch kaum sein. Qurbanis „Berlin Alexanderplatz“ nutzt Alfred Döblins Roman, um von den in der Hasenheide Gestrandeten und ihren Ausbeutern zu erzählen. Meisterhaft inszeniert, mit einem teuflisch guten Albrecht Schuch. Chrschanowskis „DAU.Natascha“ dagegen ist ein Ergebnis aus dessen DAU Projekt, das Experiment eines kritikresistenten Exzentrikers. Machtmissbrauch und Demütigung inszeniert er voyeuristisch. Die Macht seiner Bilder schert ihn nicht.

Weiterlesen: Henning Kochs Kritik „Sadistische Rollenspiele zu „DAU. Natascha“ von Ilya Khrzhanovskiy & Jekaterina Oertel…

Ausgezeichnet mit dem Goldene Ehrenbären: Helen Mirren.

Do, 27. Feb.: Helen Mirren – Die Königin
Passenderweise zeigte die 70. Berlinale zu Ehren von Helen Mirren „The Queen„, für den die Schauspielerin 2007 mit dem Oscar ausgezeichnet worden war. Neben dem Goldjungen nimmt alsbald der Goldene Ehrenbär der Berlinale Platz, den Schauspieler-Königin Mirren von der Berlinale-Leitung Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian überreicht bekam. „Mein Oscar wird sich in ihn verlieben“, witzelte die Britin mit Blick auf die Trophäe. Insgesamt zeigt das Festival fünf Werke der Miren als Hommage. Dabei hat sie den Film erst spät für sich entdeckt, anfangs wollte sie „eine gute Theaterschauspielerin werden“.

Fr, 28. Feb.: Neue Favoriten
Der letzte Tag im Wettbewerb der 70. Berlinale hatte es noch einmal in sich: Sowohl „Irradiated“ von Rithy Panh und noch mehr „Es gibt kein Böses“ von Mohammad Rasoulof dürften ein gehöriges Wörtchen im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären mitreden. Die Internationale Jury um Präsident Jeremy Irons muss aus einer sehr heterogenen Auswahl die besten Werke küren. Ein kleiner Hinweis könnte die Auszeichnung mit dem FIPRESCI-Preis von Christian Petzold für „Undine“ durch den internationalen Kritikerverband sein. In der Perspektive Deutsches Kino sicherte sich Janna Ji Wonders mit Walchensee Forever“ (hier unsere Kritik) den Hauptpreis.

Weiterlesen: Unsere Kritik „‚Nein‘ ist immer eine Option“ von SuT zu „Es gibt kein Böses“ von Mohammad Rasulof, dem Gewinner des Goldenen Bären für den Besten Film der Berlinale 2020…

Sa, 29. Feb.: Tränen und Emotionen
Tränenreich und hoch emotional endeten die 70. Berliner Filmfestspiele gestern Abend. Der Goldene Bär ging an den seit 2017 im Iran festgehaltenen Regisseur Mohammad Rasoulof und seinen regimekritischen Film „Es gibt nichts Böses„. Stellvertretend für ihn nahm seine in Hamburg lebende Tochter Baran den Preis entgegen, die auch im Film eine zentrale Rolle spielt. Völlig überrascht von den Silbernen Bären wurden Paula Beer, die als Beste Schauspielerin in Christian Petzolds Film „Undine“ ausgezeichnet wurde, und Kameramann Jürgen Jürges, der für herausragende künstlerische Leistungen an DAU.Natascha“ (hier die BFF-Kritik) geehrt wurde. Die Filme werden auch am Publikumssonntag noch einmal gezeigt.

SuT & Denis Demmerle führten das gemeinsame Tagebuch zur Berlinale 2020 für das Berliner Fenster und Berliner Filmfestivals.

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