„Mannheim bietet ein sehr breites Spektrum an Kultur und Drehorten“, York-Fabian Raabe, Regisseur von BORGA


York-Fabian Raabe © Max Ophüls Preis 2021

York-Fabian Raabe © Max Ophüls Preis 2021

Interview mit York-Fabian Raabe, Regisseur von BORGA

BORGA hat auf dem Max Ophüls Preis mehrere der wichtigsten Preise des Festivals gewonnen, darunter auch den Preis für den besten Spielfilm. Darin erzählt York-Fabian Raabe die Geschichte eines jungen Mannes aus Ghana, der auf eigene Faust nach Deutschland reist, um dort erfolgreich zu werden und seine Familie finanziell unterstützen zu können. Wir sprachen mit dem Regisseur über die Produktion des Films, seine Inspiration zur Geschichte und die Fähigkeit sowie Notwendigkeit, über die eigene Lebensperspektive hinaus schauen zu können.

Wie haben Sie für den Film recherchiert?
York-Fabian Raabe: Die Recherche für Borga begann vor 10 Jahren. Unser Anspruch war es, dass wir für jeden Moment im Film ein Äquivalent in der Realität recherchieren. Des Weiteren waren bei jedem Schritt Ghanaen als Kreative oder Berater beteiligt, um ein möglichst hohes Level an kultureller Authentizität zu gewährleisten. Als positiver Nebeneffekt entstand im Zuge der Recherche noch unser Kurzdokumentarfilm SODOMS KINDER, welcher auf dem Zinebi in Bilbao Weltpremiere feierte.

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik zu BORGA von York-Fabian Raabe.

Haben Sie Erfahrungsberichte von Betroffenen auswerten können?
Wir, Eugene Boateng (Hauptdarsteller), Eric Golub (Kreativpartner) und ich, wollten von Anfang an einen Film über Empowerment machen. Im Zuge der Recherche und des Drehs von BORGA sind wir mit diversen Menschen in schwierigen Lebenssituationen sowohl in Ghana als auch in Deutschland in Berührung gekommen. Mit BORGA möchten wir einen Fokus auf ihre Stärke legen, auf die Art und Weise, wie sie ihre Probleme angehen. Dies ist oft bewundernswert und dafür verdienen sie Respekt.

Was waren die größten Herausforderungen bei den Drehs in Ghana?
Der Dreh in Ghana war für uns eine tolle Erfahrung. Von der Kultur, der Lebensfreude und das gemeinschaftliche Teamgefühl bis hin zu den unglaublichen Gegensätzen, spannenden Orten und neuen „Welten“, hat uns Ghana in den Bann gezogen. Die größten Herausforderungen entstanden für uns durch einzelne Drehorte. Lärm, Verschmutzung und Staus in Agbogbloshie sowie unwegsames Gelände und fehlende Infrastruktur in Aburi. Aber in Ghana löst man am besten seine Probleme, wenn man mit Humor, Respekt und Kreativität gemeinsam handelt.

Haben Sie die Darsteller weitgehend vor Ort gefunden?
Das Casting in Deutschland wurde von unserer Casterin Manolya Mutlu betreut. Das Casting aller Darsteller in Ghana (abgesehen von Eugene) wurde von MK Casting in Ghana durchgeführt. Mawuko Kudazi und sein Team haben dabei großartige Arbeit geleistet und konnten tolle Schauspieler, vom talentierten Laiendarstellern bis hin zu ghanaischen Superstars, wie Lydia Forson und Adjetey Anang, für unser Projekt gewinnen. Des Weiteren wurden wir von der Organisation „Chance for Children“ unterstützt, die sich herzlich um Straßenkinder in Agbogbloshi kümmert. Sie haben uns beigebracht, welche Besonderheiten im Umgang mit Straßenkindern zu beachten sind und uns geholfen, Kinder zu finden, für die unser Dreh keine negative Belastung darstellt; besonders auch in Anbetracht der emotionalen Lebensumstände von Straßenkindern.

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