63. Nordische Filmtage Lübeck vom 3. bis 7. November 2021


THE BLIND MAN WHO DID NOT WANT TO SEE TITANIC

Darum geht es:

Jakko sitzt im Rollstuhl und ist blind, beides sind Folgen seiner MS-Erkrankung. Er verlässt seine Wohnung kaum. Alleine die täglichen Telefongespräch mit der ebenfalls blinden Sirpa, die er online kennengelernt hat, machen ihm Freude. Sie sprechen oft darüber, was sie unternehmen wollen, wenn sie sich treffen – was leider noch nicht passiert ist, da sie in zwei verschiedenen Städten leben. Sie sprechen über Filme und Jakko macht keinen Hehl daraus, dass er TITANIC von James Cameron nicht gesehen und nicht sehen will, da er den Film für melodramatischen Quatsch hält. Als es Sirpa plötzlich schlechter geht, entscheidet sich Jakko sie zu besuchen und nimmt das erste Mal alleine den Zug.

Was du zum Film wissen musst:

Der finnische Regisseur Teemu Nikki wagt hier ein besonderes Experiment. Die Kamera ist sehr nahe beim Protagonisten und versucht, das Wenige wiederzugeben, was dieser sieht und spürt. Das ist für die Zuschauer recht herausfordernd, doch eben auch ein originelles Filmerlebnis. Die Hauptrolle spielt ein Freund des Regisseurs, der selbst an MS leidet und deswegen körperliche Beeinträchtigungen hat. Es handelt sich beim Film nicht nur um eine intime Studie, sondern auch gleichzeitig dank der Schlagfertigkeit von Jakko um eine intelligente Komödie.

AS IN HEAVEN

Darum geht es:

Lisa ist die älteste Tochter einer Bauernfamilie im 19. Jahrhundert. Während die Traditionen allen sehr wichtig sind, setzt sich ihre Mutter im Gegensatz zum Vater dafür ein, dass sie in der Stadt eine Ausbildung machen kann. Doch bevor sie abreisen kann, setzen bei der Mutter die Wehen ein. Diese Geburt wird keine einfache werden, aber mit dem richtigen Gottvertrauen kann nichts schiefgehen.

Was du zum Film wissen musst:

Tea Lindeburgs atmosphärischer Film, in dem sich Träume, Albträume und Realität immer wieder vermischen, basiert auf einem Roman, der von Traditionen erzählt, die in erster Linie die Geschlechterrollen definiert und zementiert haben. Weitere Themen sind Mutterschaft, Freundschaft und Glauben. Interessant ist die Einheit von Zeit und Raum, die der Film durch ein anspruchsvolles visuelles Konzept evoziert.

NINJABABY

Darum geht es:

Rakel ist etwas planlos, sie feiert gerne mit ausgiebig Alkohol und Sex. Nebenbei möchte sie eine anerkannte Comic-Zeichnerin werden. Viel zu spät, schon fast im letzten Monat, merkt sie aber, dass sie schwanger ist. Der Vater ist „Jesus Penis“, der erst auf keinen Fall ein Kind will, aber sich nach und nach, damit abfindet – nicht so Rakel. Da es für eine Abtreibung weit zu spät ist, muss eine andere Lösung her.

Was du zum Film wissen musst:

Yngvild Sve Flikke präsentiert mit NINJABABY die norwegische Antwort auf Filme wie JUNO (2007) von Jason Reitman. Es wäre kein nordischer Film, wenn hier der Tonfall nicht etwas schwarzhumoriger und weniger versöhnlich wäre. Bereits an der Berlinale in der Sektion Generation fand der Film seine Fans.

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