ACHTUNG BERLIN 2022 – Endlich zurück im Kino


Vom 20. bis 27. April 2022 ist es endlich soweit: Nach zwei Pandemie-Ausgaben im Spätsommer findet das 18. achtung berlin Filmfestival mit dem Fokus auf jungen deutschen Film aus Berlin und Brandenburg wieder wie gewohnt als Präsenzveranstaltung im April statt – inklusive Festivaleröffnung, Filmgesprächen, Festivalbrunch, offizieller Festivalparty und Preisverleihung. An den acht Festivaltagen flimmern in sieben Sektionen mehr als 70 Dokumentar-, Spiel-, Kurz- und Mittellange Filme und Serienepisoden im Kino International, Filmtheater am Friedrichshain, Babylon, Lichtblick-Kino, ACUDkino, fsk Kino, City Kino Wedding und im Wolf Kino über die große Leinwand.

Los geht’s mit dem Eröffnungsfilm ALS SUSAN SONNTAG IM PUBLIKUM SASS von RP Kahl, der am 5. Mai 2022 bundesweit in den Kinos startet. Der Dokumentarfilm, ein Reenactment-Projekt, bezieht sich auf die berühmte Paneldiskussion der intellektuellen Elite New Yorks, „A Dialogue on Women’s Liberation“, die im Jahr 1971 unter anderem mit Norman Mailer und Feministinnen wie Jacqueline Ceballos und Germaine Greer über die Bühne ging.

Mehr spannende Dokumentar- und Spielfilmbeiträge über Feminismus, patriarchale Machtstrukturen und weitere relevante Themen sind ab dem 20. April 2022 zu sehen. In LADYBITCH versucht Ela, sich gegen Grenzüberschreitungen eines Theaterregisseurs zu wehren, in HEIMATKUNDE arbeiten ehemalige Schüler:innen und Lehrer:innen ihre Erfahrungen mit dem Schulsystem in der DDR auf und in ICH ICH ICH verfolgen Marie nach einem Heiratsantrag Gedanken, die reale Gestalt annehmen. In ANIMA – DIE KLEIDER MEINES VATERS erfährt Uli erst nach dem Tod ihres Vaters von dessen großem Lebensgeheimnis, in SWEET DISASTER versucht die schwangere Frida mit grenzüberschreitenden Aktionen den Kindsvater zurückzugewinnen und in JESSY muss sich die junge Protagonistin mit ihrem Vater auseinandersetzen, der nach einer Gefängnisstrafe in die Familie zurückkehrt. Die achtung berlin Branchentage mit Panels, Diskussionen und Workshops ergänzen das vielfältige Filmfestivalprogramm.

Stefanie Borowsky

Hier kommen die Programmtipps der Berliner Filmfestivals-Redaktion:

ANIMA – DIE KLEIDER MEINES VATERS

Darum geht es:
In einem bayerischen Dorf wächst Uli in den 70er- und 80er-Jahren zwischen Blaskapellen, Bibelkreis und neugierigen Nachbar:innen auf. Wenn Uli zu Karneval lieber als Piratin gehen möchte statt als Prinzessin oder sich weigert, zur Kommunion ein Kleid zu tragen, kommt es zum Streit mit ihren Eltern, einem unauffälligen, bürgerlich-gesetzt wirkenden Lehrer:innen-Ehepaar. Uli rebelliert und fällt aus der Reihe. Doch als sich die erwachsene Uli von ihrem sterbenden Vater verabschieden muss, sagt ihre Mutter den Satz zu Uli und ihrer Schwester, der alles verändert: „Euer Vater war Transvestit.“

Was du zum Film wissen musst:
Für ihren collagenhaften und fantasievollen Film ANIMA – DIE KLEIDER MEINES VATERS gewann Uli Decker beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2022 den Preis für den besten Dokumentarfilm. Die Regisseurin verbindet eigene dokumentarische Aufnahmen mit Fotos, Archivbildern und Animationselementen. Parallel erzählt sie von ihrem eigenen Lebensweg und dem ihres Vaters – und den Schwierigkeiten mit Geschlechterrollen, Klischees und Erwartungen, unter denen beide litten. – StB

Termine bei achtung berlin 2022:
Samstag, 23. April, 21:30 Uhr, FaF 5
Sonntag, 24. April, 17:45 Uhr, Babylon 3
Montag, 25. April, 21:30 Uhr, Lichtblick

SWEET DISASTER

Darum geht es:
Nach einem Besuch bei ihren Eltern in Finnland trifft die 40-jährige Kunsttherapeutin Frida (Friederike Kempter) am Flughafen auf Felix (Florian Lukas). Für sie ist es Liebe auf den ersten Blick. Die beiden verbringen ein paar schöne gemeinsame Tage – doch dann verhält sich Felix seltsam und ist immer häufiger unterwegs. Als Frida feststellt, dass sie schwanger ist, versucht sie alles, um Felix zurückzugewinnen. Dabei überschreiten Fridas Aktionen immer mehr Grenzen. Als sie die junge Drohnenexpertin Yolanda (Lena Urzendowsky), die Tochter einer Nachbarin, kennenlernt, eröffnen sich Frida neue Möglichkeiten, Felix zu stalken.

Was du zum Film wissen musst:
SWEET DISASTER, ein modernes Großstadtmärchen über späte Mutterschaft und Trennungsschmerz, das bereits auf mehr als 50 Filmfestivals weltweit zu sehen war, ist das Langfilmdebüt der 1972 in Finnland geborenen Regisseurin Laura Lehmus. 2015 gewann Lehmus für ihren Kurzfilm ALIENATION unter anderem den Deutschen Kurzfilmpreis. Die Hauptdarsteller:innen Friederike Kempter, Florian Lukas und Lena Urzendowsky tragen den fantasievoll ausgestatteten und warmherzig inszenierten SWEET DISASTER trotz so mancher schräger Wendung. Baywatch-Fans erwartet ein besonderes Schmankerl: David Hasselhoff! – StB

Termine bei achtung berlin 2022:
Samstag, 23. April, 19:30 Uhr, Babylon 1
Sonntag, 24. April, 18:00 Uhr, Acud 1

LADYBITCH

Darum geht es:
Ela (Celine Meral), Jungschauspielerin aus Berlin, bekommt ihre erste Hauptrolle im neuen Theaterstück des Regisseurs Franz Kramer (Christoph Gawenda). Dieser preist sein Stück als feministisch an, obwohl nur Männer die Entscheidungen treffen und Elas Perspektive niemanden interessiert. Hin- und hergerissen zwischen Ehrgeiz und zunehmendem Unwohlsein während der Proben versucht Ela, sich mit der Situation zu arrangieren. Doch dann belästigt Franz sie sexuell.

Was du zum Film wissen musst:
In LADYBITCH, den sie 2022 bereits auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis präsentierten, verarbeiten die Regisseurinnen Paula Knüpling und Marina Prados eigene Erfahrungen mit sexualisierter Belästigung während ihrer Zeit als Schauspielerinnen. Das Schreiben des Drehbuchs und die Dreharbeiten in einem geschützten Raum empfanden sie als Heilungsprozess. Im Film lernt Hauptdarstellerin Ela, sich gegen übergriffiges Verhalten zu wehren, und darf dabei auch Fehler machen. – StB

Termine bei achtung berlin 2022:
Montag, 25. April, 19:45 Uhr, Babylon 1
Mittwoch, 27. April, 17:45 Uhr, Babylon 3
Dienstag, 26. April, 18:00 Uhr, Acud 1

AMONG US WOMEN

Darum geht es:
In Äthiopien zählt man in den ländlichen Gebieten eine hohe Müttersterblichkeit. Um entgegen zu wirken, müssten die medizinischen Infrastrukturen angepasst werden, sie müssten effizienter und vor allem zugänglicher sein. Es ist zum Beispiel nämlich kaum möglich, dass Frauen für die Entbindung rechtzeitig in die Klinik kommen. Können sie nicht auf einen privaten Transport dorthin zurückgreifen, sind sie auf die Ambulanzen angewiesen, die aber aus mangelndem Benzin oder sonstigen logistischen Gründen erst gar nicht zur Verfügung stehen. Aus verschiedenen Perspektiven versucht der Film, die Bemühungen (kaum von der Männerseite) aufzuzeigen, die Situation für die Frauen vor Ort zu verbessern.

Was du zum Film wissen musst:
Sarah Noa Bozenhardt und Daniel Abate Tilahun haben den Film gemeinsam gedreht. Sie ist deutsche Regisseurin, die während vieler Jahre in ihrer Kindheit in Äthiopien gelebt hat, er ist ihr Pflegebruder äthiopischer Abstammung. Dem Film ist ihre eigene Vertrautheit mit dem Land und den Menschen vor Ort vollumfänglich anzusehen. Eindrücklich macht der Film den Zusammenhalt spürbar, der diese Frauengemeinschaften auszeichnet. Entstanden sind Bilder, die weit von den klassischen Afrikaaufnahmen entfernt sind. – TV

Termine bei achtung berlin 2022:
Freitag, 22. April, 19:15 Uhr, FaF 5
Sonntag, 24. April, 16:30 Uhr, Wolf Kino