„Spring Breakers“ von Harmony Korine


Von der Girlie-Group zur eiskalte Bikini-Girl-Gang. Foto: Wild Bunch Germany

Von der Girlie-Group zur eiskalte Bikini-Girl-Gang. Foto: Wild Bunch Germany

Auf dem Zenit der Triebe

Ursprünglich bedeutete das Wort Hedonismus einmal schlichtweg, sich den schönen, freudvollen Dingen des Lebens zuzuwenden und alles Schmerzliche und Leidvolle auszublenden. In der modernen Auslegung des Hedonismus finden sich konkrete Assoziationen für das reuelose Lustprinzip, das meist mit  Alkohol-, Drogen- und Sexkonsum zu tun hat. Das Leben als endlose Party, der Rausch als Dauerzustand, der unsterbliche Körper als materialisierte Libido, die ständig nach Verschmelzung mit dem Kollektiv strebt. Was die Zukunft bringt, ist ungewiss, aber auch nicht wichtig, solange sie weiterhin unter dem Motto „Party machen“ stattfindet. Und wenn man versucht, einen passenden Symbolträger für den neuzeitlichen Hedonismus zu finden, ist das Resultat vielleicht empörend, aber dennoch wenig überraschend: ein schönes Paar Titten.

Jedes Frühjahr versammeln sich in den wärmeren Gefilden der Vereinigten Staaten pünktlich zum Semesterferienbeginn unzählige glückliche Brüste, die vom Sonnenlicht gebräunt an den Stränden jubilieren und ausgelassen zur Musik wackeln. Spring Break heißt das Event, das für viele junge Amerikaner das Eldorado der rauschhaften Freizügigkeit bedeutet und „Spring Breakers“ heißt der Film, der einem zur Veranschaulichung dieses Phänomens gleich in den ersten zwei Minuten jede Menge Möpse um die Ohren haut. Absichtlich plakativ dem heimlichen Kinovoyeur den Wind aus den Segeln nehmend, schwingt bei der lüsternen Busenparade aber auch ein in die Zukunft deutender, bedrohlicher Layer mit. Diese Zukunft betrifft die vier Freundinnen Faith (Selena Gomez), Candy (Vanessa Hudgens), Brit (Ashley Benson) und Cotty (Rachel Korine). Gerade erst der Pubertät entwachsen, aber dennoch mit viel jugendlicher Naivität im Gepäck, wollen sie für die Ferien ihrem langweiligen College-Kuhkaff entfliehen und zur Party-Hochburg nach Florida reisen. Dort angekommen, wird das übliche Exzessprogramm abgearbeitet, bis die vier schließlich bei einer Drogenrazzia auf einer Party hochgenommen und dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Aber da taucht plötzlich der Gangster Alien (James Franco) als weißer Ritter mit Goldkronen-Grinse auf und kauft die Mädchen frei. Was wie eine glückliche Fügung scheint, führt ab diesem Punkt nur noch abwärts.

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