„Listen Up Philip“ von Alex Ross Perry



An dieser Stelle wechseln der Film und die überall präsente Erzählerstimme jedoch plötzlich die Perspektive. Nach der vorläufigen Trennung von Philip folgt die Kamera nun Ashley durch die Stadt, die in der Abwesenheit ihres Exfreunds ihr Leben alleine auf die Reihe zu kriegen versucht. Sie geht aus, trifft sich mit Freundinnen und holt sich eine Katze aus einem Tierheim. Wir begreifen auf einmal, dass „Listen Up Philip“ kein einfaches Charakterporträt, sondern einen Episodenfilm darstellen soll. Zu einem späteren Zeitpunkt wechselt die Erzählstimme erneut die Perspektive und berichtet von Ikes neuen kreativen Schüben nach Philips Besuch und seinem impulsiven Hass auf seine junge attraktive Tochter Melanie (Krysten Ritter). Schließlich kehrt sie zu Philip zurück, der eine neue Stelle als Lehrer an einem College außerhalb der Stadt und eine temporären Romanze mit der französischen Arbeitskollegin Yvette (Joséphine de La Baume) begonnen hat.

Diese verschiedenen Episoden sind Perry dabei unterschiedlich gut gelungen. Während Philip und Ike auf detaillierte Weise als eigenartige frustrierte Persönlichkeiten darstellt sind, werden die Erlebnisse der Frauenfiguren stark trivialisiert. Ashley wird lediglich als trauernde Exfreundin dargestellt, die neuen Lebenssinn aus ihrer Katze schöpft. Melanie als Ikes aufmüpfige Tochter und Yvette als Philips vorübergehende Hassliebe sind ebenfalls nur unzureichend charakterisiert.

Da Philip den Protagonisten dieser Geschichte darstellt, würde eine Fokussierung auf ihn und seine Freundschaft mit Ike an sich Sinn machen. Vor allem zeigt sich ein treffender Blick fürs Detail in den Einbänden der Buchveröffentlichungen, die Ikes und Philips bisheriges Lebenswerk darstellen. Doch mit dem episodischen Aufbau der Handlung und dem mehrfachen Perspektivenwechsel des Erzählers wirkt diese Form der filmischen Umsetzung etwas inkonsequent. „Listen Up Philip“ funktioniert in seinen besten Momenten mit einem zurückgenommenen, hochgestochenen Humor wunderbar und ist auf großartige Weise amüsant. An anderer Stelle sind die Figuren sich jedoch ihrer selbst zu bewusst und ironisch gebrochen, als gut für sie ist.

Henning Koch

Listen Up Philip„, Regie: Alex Ross Perry, DarstellerInnen: Jason Schwartzman, Elisabeth Moss, Jonathan Pryce, Krysten Ritter, Joséphine de La Baume

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