12. filmPolska: „Marie Curie“ von Marie Noëlle
Unterlegt von klassischer, oft fast spieluhrgleicher Musik erzählt die französische Regisseurin Marie Noëlle die Geschichte der in Warschau geborenen Maria Salomea Skłodowska. Von Sonnenlicht, zumeist durchs Fenster, beschienen, scheinen die Schauspieler wie aus einem Gemälde von Jan Vermeer. In dieser glühenden Lichtstimmung zeigt der Film eine leidenschaftliche Wissenschaftlerin – und auch Liebhaberin.
Hier offenbart sich seine Schwäche: Obwohl er versucht, die sexistische Diskriminierung der Protagonistin aufzuzeigen, verwendet er doch viel zu viel Zeit darauf, das Beziehungsleben Marie Curies zu inszenieren. Ihre Genialität und ihr Kampf, sich im akademischen Milieu gegen die sexistische Wissenschaftselite durchzusetzen, werden auf Kosten der Romantik an den Rand gedrängt.
Der Zuschauer muss genau hinsehen, um den feministischen Kern des Films zu entdecken. Besonders am Schluss wird klar, Marie Curie kämpft gegen den Sexismus in der Wissenschaft nicht um ihrer selbst willen, sie will bessere Voraussetzungen für ihre Töchter, die sie leidenschaftlich fördert.
Auch heute sind Frauen vor allem in den Naturwissenschaften Diskriminierung ausgesetzt. Die Botschaft lautet daher an etablierte Wissenschaftlerinnen, Frauen in ihren Fachbereichen zu fördern. „Marie Curie“ behandelt damit ein noch immer aktuelles Thema und inspiriert, sich mit einer Vorreiterin für Frauen in der Wissenschaft zu beschäftigen.
Christina Focken
„Marie Curie„, Regie: Marie Noëlle, DarstellerInnen: Jan Frycz, Karolina Gruszka, Daniel Olbrychski
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 4. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker_innen und -journalist_innen der 12. Ausgabe von filmPOLSKA.