„Je Suis Charlie“ von Emmanuel und Daniel Leconte


JE SUIS CHARLIE_DEUTSCHES FILMPLAKATEine Ode, keine Analyse

Als „filmische Ode an die Erinnerung und Werte“ der getöteten Redaktionsmitglieder Charlie Hebdos beschreibt Jen Yamato den Dokumentarfilm „Je Suis Charlie„, der im Sommer 2015 in Cannes seine Premiere feierte und am 7. Januar 2016, dem Jahrestag der Anschläge auf die Satire-Zeitschrift, in die deutschen Kinos kommt. Regisseur Daniel Leconte war mit einigen der Getöteten befreundet; sein Sohn Emmanuel Leconte ermutigte ihn, den Verlust filmisch zu verarbeiten, und so machten sie sich gemeinsam ans Werk.

Bereits zwei Monate nach den Attentaten führten sie die ersten Interviews. Sechs Redaktionsmitglieder waren bereit, über Charlie Hebdo, den 7. Januar und ihre verstorbenen Freunde zu sprechen. In eben diesen Gesprächen liegt die Kraft des Films. Sie sind eindringlich und bewegend, und sie zeichnen ein lebendiges Porträt der Satire-Zeitschrift und ihren Karikaturisten. Ergänzt werden sie von privaten Aufnahmen der Verstorbenen: Man sieht sie lachen, singen, diskutieren.

Doch bei bloßer Ode und Erinnerung bleibt der Film nicht. Gespräche mit öffentlichen Intellektuellen werden eingebunden ebenso wie Aufnahmen von Nachrichtensendungen, Pressekonferenzen, staatlichen Ehrungen und der großen Demonstration in Paris am 11. Januar. Die überlebenden Redaktionsmitglieder arbeiten unter Hochdruck an der ersten „post-Attentat-Ausgabe“, verkaufte Exemplare: acht Millionen. Charlie wird von einer Welle der Solidarität überwältigt.
Eben diese Solidarität hatten einige im Jahr 2007 vermisst, als sich ihr damaliger Chefredakteur Philippe Val für die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen des dänischen Jyllands-Posten vor Gericht verantworten musste. Geklagt hatten unter anderem die Große Moschee in Paris, die Islamische Weltliga und der Bund der islamischen Organisationen Frankreichs. Über diesen Prozess und die Kontroverse sprach Daniel Leconte mit einigen der getöteten Redaktionsmitglieder in „It’s Hard Being Loved by Jerks“ (2008). Dies sei, erzählt Leconte im Guardian, eine intellektuelle Übung gewesen, „Je Suis Charlie“ hingegen eine emotionale.

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