„Orleans“ von Andrey Proshkin


Orleans“ weist sowohl Züge einer Kriminalgeschichte, eines Horrorfilms und einer absurden Komödie auf. Die Handlung schwankt zwischen den Ebenen hin und her, bis sie sich zum Schluss in eine überraschende, theologische Parabel auflöst. Die Dialoge sind einerseits von alltäglicher Banalität gekennzeichnet, bewegen sich andererseits in philosophischen Höhenflügen.

Regisseur Rushkin hat den Film als Aneinanderreihung von in sich abgeschlossenen Episoden konzipiert. Dabei gibt er seinen drei Hauptfiguren ein je gleiches Gewicht in der Geschichte und schafft es, die Charaktere überzeugend zu umreißen. Die Besetzung spielt eine wichtige Rolle, denn alle Schauspieler tragen entschieden zur Stärke des Filmes bei. Über Dreiviertel des Films überzeugen durch eine gewagte Lakonik. Die einzelnen Szenen präsentieren sich farbenfroh und schrill und bewegen sich an der Grenzen zum Geschmacklosen, Fantastischen und Surrealen. In Kombination mit trockenem, schwarzen Humor spult sich der Film wie eine Art Karussell vor dem Zuschauer ab, der an mancher Stelle ratlos zurückbleibt.

Überlagert wird das Komisch-Surreale von der christlich-theologischen Ebene der Argumentation. Bereits der Titel des Films spielt auf die Jungfrau von Orleans an, die als Märtyrerin gestorben ist. Verschiedene weitere Anspielungen auf das Prinzip von Schuld und Sühne tauchen. Obwohl der Exekutor als hartnäckiger, moralischer Rächer auftritt, glaubt man der Autor mache sich schließlich über diese Vorstellung lustig, doch schwenkt er zum Schluss in eine nicht erwartete Ernsthaftigkeit über.

Teresa Vena

Orleans„, Regie: Andrey Proshkin, Darsteller: Nikolai Karpenko, Vitaliy Khaev, Artyom Kobzev,Yelena Lyadova

Termine bei der Russischen Filmwoche 2015:
Do, 26. November um 19 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain
Sa, 28. November um 19 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain

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