„Flocken“ von Beata Gådeler


Beata Gådeler baut mit Leichtigkeit eine Spannung auf, die kaum auszuhalten ist. Immer wieder spielt sie gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers – ganz nach dem „Suspense-Bilderbuch“. Ohne großen Aufwand stellt sie die Brutalität und den Hass der Dorfbürger exemplarisch bloß.

Flocken“ erinnert stark an Thomas Vinterbergs „Die Jagd„, wo ein Kindergärtner des Kindesmissbrauchs beschuldigt wird. Wie bei Vinterberg lässt sich die eingeschworene Dorfgemeinde nicht von ihrem Urteil, oder besser gesagt Vor-Urteil, über den vermeintlichen Missbrauch, abbringen. In der beklemmenden Enge eines kleinen Dorfes geht eine Familie zugrunde, weil sie nicht ins Muster passt.

Im Kleinen geschieht, für jeden nachvollziehbar, was sich anderswo in organisierten Bewegungen manifestiert. Eine Menschenmasse wendet sich gegen eine vermeintlich störende Minderheit. Ein Sündenbock wird gesucht und aller Hass, für den sonst kein Ventil vorhanden ist, wird auf diesen abgeladen. Ein Phänomen, das man in Dresden, Leipzig und anderen Städten beobachten kann. In Jennifers kleinem Dorf sind diese „Wutbürger“ allerdings nicht nur ein kleiner Teil der Gesellschaft. Sie machen in diesem Mikrokosmos die absolute Mehrheit aus und können dadurch umso brutaler und zügelloser agieren.

Janine Seiler

Flocken„, Regie: Beata Gådeler, DarstellerInnen: Fatime Azemi, John Risto, Eva Melander, Malin Levanon, Jacob Öhrman, Henrik Dorsin, Ville Virtanen, Julia Grönberg, Ayelin Naylin, Paasi Haapala

Bei der 65. Berlinale gewann „Flocken“ den Gläserner Bär für den besten Film (Generation 14 Plus)!
Hier alle Preisträger 65. Berlinale.

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