„The Yes Men Are Revolting“ von Laura Nix, Andy Bichlbaum, Mike Bonanno


"The Yes Men Are Revolting" und das seit Jahren und mit klugen Aktionen, wie eine Fake-Times... © Jason Nicholas

„The Yes Men Are Revolting“ und das seit Jahren und mit klugen Aktionen, wie eine Fake-Times… © Jason Nicholas

Arsch in der Hose

Knapp zwei Jahre nach den leise verpufften Occupy-Protesten stehen in Deutschland inzwischen andere auf der Straße und trompeten die Freiheitshymne der 89er Jahre durch volksverhetzende Hörner. Ein bizarrer Wandel. Was wurde eigentlich aus den Revolten gegen das Establishment, der globalen Gemeinschaft, die daran glaubte, sich eine neue Welt einrichten zu können? Ihre Strukturen finden sich heute beispielsweise in Nachbarschaftsnetzwerken, die sich während der Massenproteste von Occupy herausbildeten, wie The Yes Men erleichtert feststellen. Occupy veränderte also doch etwas.

Seit 15 Jahren kämpfen die bekannten Aktivisten, die unter den Pseudonymen Andy Bichlbaum und Mike Bonanno auftreten, für eine bessere Welt. Mit positiven Headlines oder als Fake-Repräsentanten großer Konzerne sorgen sie seitdem für echte Schlagzeilen. Zu einer ihrer bekanntesten Aktionen zählt zweifelsohne das BBC-Interview zur Katastrophe von Bophal vor 20 Jahren. Als Jude Finisterra, Pseudo-Pressesprecher der Firma Dow Chemical gab Andy Bichlbaum 2007 vor laufender Kamera bekannt, dass Dow jetzt endlich Verantwortung für das Unglück von Bophal 1984 übernehmen würde und mit einem 12 Billionen Dollar Plan konkrete Hilfe für die über 120.000 Opfer von damals leisten wolle. Die Folge: ein rasanter Absturz der Dow-Aktien an der Börse, denn die Aktionäre hatten Angst, dass durch Reparationszahlungen nun kein Geld mehr an sie fließen würde, obwohl Dow Chemical die Aussagen des falschen Sprechers sofort revidierte. Das machte es keinesfalls besser, sondern die Verwirrung erst perfekt und kratzte noch zusätzlich kräftig am Image des Unternehmens. Nur eine von unzähligen Aktionen, mit denen die Guerilla-Aktivisten bis heute versuchen, Unternehmen zur Rede zu stellen und  Besserung einfordern. Die Jungs „haben Arsch in der Hose“, sagt man wohl umgangssprachlich dazu. Doch die passionierten Weltverbesserer sind müde geworden.

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