66. Berlinale: „S one strane“ von Zrinko Ogresta



Regisseur Zrinko Ogresta verzichtet auf großangelegte Retrospektiven in eine Vergangenheit, die sich nicht mehr eindeutig rekonstruieren lässt. Ebenso enthüllt er nicht, was Z̆arko damals getan hat und welche Gründe er dafür hatte. Was ihn interessiert, sind die undeutlichen Spuren, die Z̆arkos Handeln im Hier & Heute hinterlassen haben. Das Wechselspiel von Schuldgefühlen und Hoffnung in seiner Stimme, wenn er Vesna nachts anruft. Die Narben auf ihrer Biografie, die noch immer bei jeder Berührung weh tun und die niemals vollständig verblassen werden. Und die gesellschaftliche Ächtung, mit der sich Vesna und ihre Familie durch seine Schuld noch immer auseinandersetzen müssen. Mit jedem Telefonanruf öffnet Vesna die Tür zu ihrer schmerzvollen Vergangenheit ein Stück weiter, obwohl sie doch einst davon überzeugt war, sie für immer geschlossen zu halten. Mit jedem Gespräch kehrt ihr Vertrauen in einen Mann zurück, der ihr lange Zeit so fremd war. Trotz der räumlichen Distanz waren sich beide seit langer Zeit nicht mehr so nah.

Am Ende wird Vesna dennoch nicht wissen, ob sie den Mann, der in ihr Leben zurückkommen will, tatsächlich jemals gekannt hat. Während ihre Vergangenheit einst Ereignisse erschaffen hat, die sie nicht vergessen kann, quält die Gegenwart sie mit neuen Erkenntnissen, die sie umso weniger verzeihen kann. Über beidem liegt nun ein undeutlicher Schleier, der sich nicht wegwischen lässt. In kühlen, schwermütigen und sinnstiftend redundanten Bildern beschreibt „S one strane“ („On the Other Side“) eine sowohl persönliche als auch politische Zäsur, die zwei Schicksale vereint und gleichzeitig für immer trennt.

Alina Impe

S one strane“ („On the Other Side„), Regie: Zrinko Ogresta, DarstellerInnen: Ksenija Marinković, Lazar Ristovski, Tihana Lazović, Robert Budak, Toni Šestan

Termine bei der 66. Berlinale:
So 14.02. 22:30 CinemaxX 7
Mo 15.02. 20:15 CineStar 3
Di 16.02. 14:00 International
Sa 20.02. 17:00 Zoo Palast 2
So 21.02. 17:45 CineStar 3

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