„United States of Love“ von Tomasz Wasilewski



Unter diesen Umständen agieren Wasilewskis vier weibliche Hauptfiguren, die er wie Marionetten ihrem Schicksal ausliefert und in Fallen laufen lässt. Agata (Julia Kijowska) hat eine Affäre mit dem Dorfpriester. Iza (Magdalena Cielecka), Direktorin der Dorfschule und jahrelange Geliebte eines verheirateten Mannes, verstrickt sich in ihren eigenen, ungewollt wirkenden Handlungen, nachdem dieser sie verlässt. Marzena (Marta Nieradkiewicz) träumt davon, Model zu werden und Renata (Dorota Kolak) verliert ihren Job als Russischlehrerin an Izas Schule. Ihre Wege kreuzen sich, mal mehr, mal weniger, durch persönliche, berufliche, ortsgebundene und fast erotische Verbindungen. Aber eigentlich sind alle allein, denn keine durchbricht das Schweigen, das den Schein von dem Sein trennt. Sie könnten Freundinnen sein, aber Auslassungen und einseitige Aussagen führen dazu, dass sie sich gegenseitig mehr aussaugen als unterstützen. Beziehungen bleiben oberflächlich oder brechen nach kurzer Zeit ab.

Wasilewski zitiert in „United States of Love“ auf einer Metaebene polnische Filme der letzten Jahre: Der materielle und spirituelle Körper als wichtiges Thema, scheinheilige Pfarrer und den Kontrast zwischen Plattenbausiedlungen und persönlichem Innenleben sahen wir in „Body“ (2015) und „Im Namen des…“ (2013) von Małgorzata Szumowska, „Girl from the Wardrobe“ (2013) von Bodo Kox und dem bereits genannten Film „Floating Skyscrapers“ von Wasilewski selbst. Die verstärkte Tendenz, solche Themen filmisch zu thematisieren, zeigt ihre derzeitige gesellschaftliche Relevanz, und wie sich in Polen ein aktueller Filmdiskurs zu den Geschehnissen der letzten zwei, drei Jahrzehnte herausbildet, der eine Alternative zu den dominanten Interpretationen gibt.

Magdalena Kotzurek

United States of Love“ (OT: „Zjednoczone Stany Miłości„), Regie: Tomasz Wasilewski, DarstellerInnen: Łukasz Simlat, Michał Grzybowski, Magdalena Cielecka, Marta Nieradkiewicz, Julia Kijowska, Andrzej Chyra, Dorota Kolak

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