67. Berlinale: „Dayveon“ von Amman Abbasi
Immer wieder zeigt die Kamera das große Bild von Dayveons verstorbenem Bruder, das in seinem Zimmer hängt. Dayveon möchte seinem Bruder als Gangmitglied nacheifern, doch immer wieder zeigt sich auch, dass er nicht so skrupellos wie die anderen Bandenmitglieder ist, dass er erst ein 13-Jähriger ist, der seine Schwester nicht beunruhigen möchte und seinen Bruder vermisst.
Bemerkenswert ist die Darstellung von Dayveons Aufnahmeprozess bei den Bloods: Er wird von den anderen Gangmitgliedern verprügelt und gedemütigt, um ihm zu signalisieren, dass dies das letzte Mal in seinem Leben passieren werde, da die Gang ihn von nun an beschütze. Was Dayveon nach dem Tod seines Bruders fehlt, versucht er durch den Beitritt in die Gang, zu erhalten. Die Bienen im Nest vor dem Haus benutzt Abbasi immer wieder als ästhetisches Mittel, um zwischenmenschliche Beziehungen anzudeuten. Auch wenn eine Biene stirbt, geht das Leben der anderen geschäftig weiter.
Amman Abbasi zeichnet eine Milieustudie, ohne sie zu überfrachten. Er deutet Kims und Brians Träume an, und stellt das Leben ihres kleinen Sohnes auf subtile Art dem Dayveons gegenüber. Dayveons kleiner Neffe betrachtet die gleiche Umgebung mit ganz anderen Augen und sieht die Magie im Alltag. Man kann sich vorstellen, dass auch Dayveon einmal solch ein Junge gewesen ist. Der Film schildert all dies ohne Rührseligkeit und übertriebene Ausbrüche der Protagonisten. Er erhält dadurch einen beinahe dokumentarischen Charakter, was ihn als Milieustudie nur noch intensiver macht. „Dayveon“ ist ein bemerkenswertes Regiedebüt, das durch seine ruhige Art des Erzählens beeindruckt.
Michaela Grouls
„Dayveon„, Regie: Amman Abbasi, DarstellerInnen: Devin Blackmon, Dontrell Bright, Chasity Moore, Lachion Buckingham
Termine bei der 67. Berlinale
Montag, 13. Februar, 22.30 Uhr, Cubix 9
Sonntag, 19. Februar, 17.00 Uhr, Haus der Kulturen der Welt