„Django“ von Etienne Comar


Reda Kateb und Cécile de France in den Rollen des Django Reinhardts und seiner Geliebten im Eröffnungsfilm "Django" der Berlinale von Etienne Comar. © Roger Arpajou

Reda Kateb und Cécile de France in den Rollen des Django Reinhardts und seiner Geliebten im Eröffnungsfilm „Django“ der Berlinale von Etienne Comar. © Roger Arpajou

Django“ ist kein Biopic oder Porträt von Django Reinhardt, es ist viel mehr die Geschichte einer Flucht. Der Eröffnungsfilm der Berlinale 2017 ist das Regiedebüt des Produzenten Étienne Comar („Mon roi„). Trotz eines starken Auftaktes, durch den man direkt in den Film hineingezogen wird und eines faszinierenden ersten Aufeinandertreffens mit Django Reinhardt, der kurz vor einem Konzert noch in der Seine Fische fängt, kann der Film die Intensität und Spannung nicht halten, die er hier verspricht. An den schauspielerischen Leistungen liegt das nicht. Die Hauptrolle übernahm der französische Schauspieler Reda Kateb, der in diesem Jahr unter anderem auch in Wim Wenders „Die schönen Tage von Aranjuez“ im Kino zu sehen ist. Seine Darstellung von Django Reinhardt ist facettenreich, fesselnd und das Highlight des Films. Auch Cécile de France („Der Junge mit dem Fahrrad„) überzeugt in der Rolle seiner mutigen und emanzipierten Geliebten Louise de Klerk.

Étienne Comar verwies in der Pressekonferenz darauf, dass er Django Reinhardt mit all seinen Widersprüchen habe darstellen wollen. Trotz der hervorragenden Darbietungen kommt man den Figuren aber nicht nahe und so folgt man den Stationen von Reinhardts Flucht, ohne seine Beweggründe und Gefühle erahnen zu können – wenn er sie nicht direkt ausspricht. Seine Geliebte Louise de Klerk wird unnötig mystifiziert, indem sie häufig verschwindet und dann wieder auftaucht, ohne Gründe zu nennen.
Diese Figur, die in Reinhardts realem Leben so nicht existierte, bietet gerade durch ihre Fiktivität die Möglichkeit, ihr eine große Komplexität zu geben. Der Film aber schafft es nicht, den Darstellern Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Figuren zu geben, diese wirken schablonenhaft. In einem Drama, das den lebensbedrohlichen Schrecken für die Roma und Sinti während der Nazizeit verhandelt, ist das verhängnisvoll, denn es entsteht trotz der erschütternden Thematik nur wenig Bindung zu den Figuren und man verfolgt die Handlung ohne große Anteilnahme.

Die Leidenschaft, die Reinhardt für den Jazz empfunden haben muss, um so ein begnadeter Gitarrist zu werden, wird kaum eingefangen und seine Faszination für sakrale Musik wird ebenso wenig behandelt, obwohl gerade dies im Film sehr wichtig gewesen wäre.
Die Filmmusik ist, wie zu erwarten in einem Film über einen großartigen Jazzmusiker, mitreißend. Der Komponist und Musiker Warren Ellis zeichnet sich für den Soundtrack mitverantwortlich. Die holländische Jazzband Rosenberg Trio, die selbst stark von Reinhardt beeinflusst wurde, spielt die Musik im Film.

Django“ ist trotz herausragender Darsteller und toller Filmmusik ein sehr spannungsarmer Film geworden, der durch seine Flüchtlingsthematik zwar hochaktuell ist, aber zu keiner eigenen Stimme findet.

Michaela Grouls

Django„, Regie: Étienne Comar, DarstellerInnen: Reda Kateb, Cécile de France, Bea Palya, Jan Henrik Stahlberg; Kinostart: 26. Oktober 2017

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