„303“ von Hans Weingartner


Regisseur Hans Weingartner eröffnet mit "303" die Sektion Generation der Berlinale 2018. © Kahuuna Films GmbH / Sebastian Lempe, Mario Krause

Regisseur Hans Weingartner eröffnet mit „303“ die Sektion Generation der Berlinale 2018. © Kahuuna Films GmbH / Sebastian Lempe, Mario Krause

Das Leben ist kein Tag am Strand

Manchmal läuft einfach alles schief. Biologiestudentin Jule (Mala Emde) vermasselt eine wichtige Prüfung und Politikstudent Jan (Anton Spieker) kann sich nicht nur das erhoffte Stipendium abschminken, sondern wird auch noch von seiner Mitfahrgelegenheit versetzt. An einer Tankstelle trifft er auf Jule, die in ihrem alten Wohnmobil auf dem Weg nach Portugal zu ihrem Freund ist. Jan will nach Spanien, um seinen leiblichen Vater kennenzulernen, und er hat Glück: Jule nimmt ihn mit. Jan und Jule kommen schnell ins Gespräch und belassen es nicht bei Small Talk. Ob Kapitalismus, Evolution, Drogen, Monogamie oder die ganz große Liebe – es gibt kaum ein Thema, über das die beiden auf dem in malerischen Bildern eingefangenen Roadtrip durch Westeuropa nicht intensiv und leidenschaftlich diskutieren. „Das Leben ist eine Castingshow“, ist Jule überzeugt. „Das Leben ist kein Tag am Strand“, entgegnet Jan.

303“ von Hans Weingartner eröffnete die Sektion Generation 14plus der Berlinale 2018 und konzentriert sich auf zwei junge Menschen, die sich viel Zeit zum Philosophieren nehmen. Für die Leiterin der Sektion Generation, Maryanne Redpath, ist das Genre Roadmovie „eine richtig gute Bezeichnung für Filme, die vom Coming-of-Age handeln“, denn das Erwachsenwerden sei schließlich auch eine Reise. Jan und Jule sind zwar schon 24, entwickeln sich aber im Lauf der Reise beide weiter – und finden zueinander. Je mehr sie sich argumentativ annähern, desto sympathischer werden sich die Studenten, die durch ihre Natürlichkeit und Begeisterungsfähigkeit den Film tragen. Mit Leichtigkeit verständigen sie sich während ihrer Reise auf Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch, während die Landschaftsaufnahmen Reiselust wecken.

Als Hauptspielort gab das Mercedes Hymermobil aus den Achtzigern dem Film den Namen, obwohl es sich um das 308er Modell handelt – die Zahl 303 gefiel Weingartner besser. Passend dazu weckt auch die folkige, gitarrenlastige Filmmusik das Gefühl, einer Retro-Reise zuzuschauen. Die Idee, einen „Dialogfilm in einem Hippiebus“ zu drehen, kam Weingartner bereits beim Dreh zu „Das weiße Rauschen“ (2001), als er selbst als Beifahrer in einem solchen Bus unterwegs war und mit der Fahrerin eins der besten Gespräche seines Lebens führte.

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