„The Green Fog“ & „Accidence“ von Guy Maddin, Evan Johnson und Galen Johnson


Ursprünglich sollten Evan Johnson und Galen Johnson einen Film über Film in San Francisco drehen, doch sie holten Guy Maddin ins Boot und erschufen mit "The Green Fog" eine cineastische Hommage. Foto: Berlinale

Ursprünglich sollten Evan Johnson und Galen Johnson einen Film über Film in San Francisco drehen, doch sie holten Guy Maddin ins Boot und erschufen mit „The Green Fog“ eine cineastische Hommage. Foto: Berlinale

Alfred Hitchcocks „Vertigo“ on Acid

„Komm, wir machen eine Collage!“, sagten sich die Filmemacher Guy Maddin, Evan Johnson und Galen Johnson. Das Team hatte bereits mit „The Forbidden Room“ (2015) einen abenteuerlichen und außergewöhnlichen Bilderrausch erschaffen. Anlass war die Abschluss-Gala des San Francisco International Film Festivals im vergangenen Jahr. Die Vorgabe gestaltete sich denkbar einfach: Es sollte eine Auseinandersetzung mit der Stadt San Francisco in Form eines Found Footage-Films erschaffen werden. Dabei konnten die Veranstalter sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, welche virtuose Bilderflut sie mit dieser Aufgabenstellung entfesseln würden. Nun gab es das experimentelle Werk bei der 68. Berlinale zu bestaunen.

Doch wie geht man eine solche Thematik an? Die drei Kanadier stöberten sich quer durch die Filmgeschichte und sichteten unzählige Stunden von Material, um ihre eigentümliche Hommage an Hitchcocks „Vertigo“ (1958) zusammenzustellen. Dazu gesellen sich noch einige Archivaufnahmen. Einige große Klassiker sind darunter, so zum Beispiel „Der Dialog„, „Bullitt„, „Die Vögel“ oder die „Dirty Harry„-Teile. Jedoch werden keine klassischen Szenen aus diesen in Gänze gezeigt. Die rund 100 Spielfilme und Fernsehserien wurden vielmehr in winzige Fragmente zerlegt und in einer assoziativen Montage thematisch neu angeordnet. Sie alle spielen in San Francisco oder dem Bay Area, beziehungsweise wurden dort aufgenommen. Aus dem ursprünglichen Vorbild gibt es lediglich einige Filmschnipsel aus der prominenten Eröffnungsszene zu sehen.

In einer wilden Schnittfolge werden die maßgeblichen „Vertigo„-Momente nachempfunden. In Farbe und Schwarz-weiß, aufgezeichnet mit verschiedenen Techniken in unterschiedlichen Bildformaten, geht es über die Dächer der Stadt, durch die steilen Straßenschluchten und am Strand entlang. Wir sehen wilde Autojagden, die Türme der berühmten Saints Peter and Paul Church, und natürlich immer wieder die imposanten roten Bögen der Golden Gate Bridge. Unterbrochen werden diese verspielten Referenzen stellenweise von Filmszenen, aus denen die Dialoge herausgeschnitten wurden. Abseits sämtlicher Inhalte werden Gespräche an Tischen oder in Cafés durch Jump-Cuts auf Blicke, Gesten und einzelne Laute reduziert. Wir folgen Chuck Norris aus „Der Gigant“ in einer roten Lederjacke mit traurigem Blick durch die Stadt, ohne dass ein einziges Wort fällt. Zusammengehalten und thematisch verbunden wird die Vielfalt der winzigen Ausschnitte durch klassische Musik.

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