„MID90s“ von Jonah Hill


Stimmungsvolles Regiedebüt von Schauspieler Jonah Hill: Das Panorama präsentiert den stimmungsvollen „Mid90s“, der die Zuschauer eben jene in L.A. noch einmal erleben lässt. © 2018 Jayhawker Holdings

93 til Infinity

Stevie (Sunny Suljic) ist 13 und wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter (Katherine Waterston) in Los Angeles auf. Zu Hause gibt es meistens Streit. Sein älterer Bruder Ian (Lucas Hedges), ein verbissener Einzelgänger, der die Vaterrolle im Haushalt übernommen hat, verprügelt ihn häufig. Wenn Ian aus dem Haus ist, schleicht sich der kleine, schmächtige Junge im „Street Fighter II“-T-Shirt in dessen Zimmer und schreibt sich die Titel aus der CD-Sammlung auf. Er scheint nicht viele Freunde zu haben und vertreibt seine Zeit mit Videospielen oder fährt auf seinem BMX Rad durch die Nachbarschaft. Ihm imponieren die großen Jungs aus dem lokalen Skateshop. Doch wie kann er Teil dieser Gruppe werden?

Nostalgie ist das vorherrschende Thema in dem Regiedebüt des Schauspielers Jonah Hill („The Wolf of Wall Street“). „MID90s“ entführt auf einen melancholischen Erinnerungstrip an die Jugend in den 90er Jahren. Hill nutzt Ikonen der Popkultur und die musikalische Ebene, um uns auf eine Zeitreise mitzunehmen. An den Wänden hängen Poster von Mobb Deep und dem Wu-Tang Clan, aus den Boxen klingen Souls of Mischief und The Pharcyde. Der Soundtrack wurde von Nine Inch Nails-Gründer Trent Reznor und Atticus Ross komponiert. In diesem Zusammenhang macht auch die Wahl des Bildformats im Seitenverhältnis von 4:3 Sinn. Ein Gestaltungsmittel, das die Ästhetik von Spike Jonzes berühmten Skatevideos wie „Video Days“ (1991) oder „Mouse“ (1997) wiederspiegelt, die damals auf VHS herumgingen. Wobei hier keine billige Video-Optik, sonder körnige 16mm Aufnahmen im Lo-Fi Stil vorherrschen.

Der Skateshop ist gefüllt mit Skateboards und T-Shirts von Labels wie Alien Workshop, Girl oder Shorty’s. Stevies erstes Deck stammt allerdings nicht von einer dieser bekannten Marken. Es ist ein billiger, breiter Koloss, den er von seinem Bruder im Tausch gegen ein paar Super Nintendo Spiele bekommt. Damit macht er sich auf zu den lokalen Spots, um den coolen Jungs nahe zu sein, die dort ihre Runden drehen. Er trifft Ruben (Gio Galicia), der in der Gruppe sehr zurückhaltend agiert, aber erkennt, dass er vor Stevie Eindruck schinden kann; „Fuckshit“ (Olan Prenatt), ein hyperaktives Energiebündel, dessen blonde Lockenmähne die Skate-Legende Stacy Peralta vor Neid hätte erblassen lassen; „Fourth Grade“ (Ryder McLaughlin), der ständig einen Camcorder in der Hand hält und ansonsten nicht viel Sinnvolles von sich gibt. Und Ray (Na-Kel Smith), der Einzige aus der Crew, der das Zeug zum Pro-Skater hat und die chaotische Truppe mit seiner ruhigen und fokussierten Art anführt. Die Gruppe nimmt Stevie auf ihre Exkursionen mit, hält ihn aber zu Beginn nur für ein weiteres Kind, dem sie imponieren kann. Schließlich gelingt es ihm, ihre Akzeptanz zu gewinnen. Jedoch nicht mit seinen bescheidenen Skatekünsten, sondern mit seinem Mut und einem leichtsinnigen Sturz vom Dach der High School, als er es seinen talentierten Vorbildern gleichtun möchte und kläglich scheitert.

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