„Synonyms“ von Nadav Lapid



Es sind offene Frage wie diese, die Regisseur Nadav Lapid, der einst selbst von Israel nach Paris gezogen ist, im Subtext formuliert – und nie wirklich beantwortet, weshalb die Motivationen der einzelnen Figuren vollkommen offen bleiben. So entfaltet Lapid ein Spannungsfeld zwischen dem was die Leinwand zeigt und dem, was jeder Betrachter in das Geschehen hineininterpretiert.
Während sein Yoav, der ob seiner Unsicherheit zwischen den Extremen agiert, die Leinwand mit seiner emotionalen Wucht (über-)füllt, wundert sich der Zuschauer. Kann er einerseits den Protagonisten mitfühlend und empathisch oder wenigstens interessiert begleiten, drohen ihn die vielen Leerstellen zu erschlagen und er damit den dünnen Faden der Handlung zu verlieren.
Synonyms“ verlangt viel von einem, zu viel. Lapid vermittelt nur selten und nicht entscheidend. Wahrscheinlich am stärksten in den Momenten, in denen er die Pariser Gesellschaft anhand der beiden in ihrer Bürgerlichkeit verharrenden Emile und Caroline beschreibt, die deren Hilfe als Selbstzweck dechiffriert.

Letztendlich weiß „Synonyms“ daher nicht zu überzeugen, zu sprunghaft wirken die Protagonisten, zu wenig sorgfältig behält Lapid seine Zuschauer im Blick. Kino darf und soll auch Anstrengungen verlangen, aber doch bitte von beiden Seiten. So entfaltet der Film zwar eine gewisse Kraft und erhält auch häufig die Neugierde auf das Geschehen, er lässt einen aber auch auf eine Art zurück. Man könnte wohlwollend interpretieren, auf die gleiche Weise wie es Yoav in seiner neuen Umgebung ergeht, die ihn letztendlich an der verschlossenen Tür abprallen lässt, muss dieser Lesart aber nicht folgen.

Denis Demmerle

Synonyms„; Regie: Nadav Lapid; DarstellerInnen: Tom Mercier, Quentin Dolmaire, Louise Chevillotte; Kinostart: 5. September 2019

Bei der 69. Berlinale gewann das Werk den Goldener Bären, den Hauptpreis des Festivals als Bester Film.

 

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