„Alki Alki“ von Axel Ranisch


"Alki Alki"-Spielleiter Axel Ranisch. (c) Filmfest München

„Alki Alki“-Spielleiter Axel Ranisch. (c) Filmfest München

Regisseur oder besser gesagt Spielleiter Axel Ranisch hat in den letzten Jahren mit seinen warmen Impro-Komödien „Dicke Mädchen„, „Reuber“ und „Ich fühl‘ mich Disco“ für mächtig Furore gesorgt. Die Filme kosteten nichts („Dicke Mädchen„) oder wenig („Disco„) und setzten statt auf Drehbücher und (fette) Fördergelder auf die Kreativität der improvisierenden Protagonisten, wofür Heinko Pinkowski und Peter Trabner geradezu prädestiniert sind – gerade gemeinsam.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Großartig und mutig zugleich zu „Dicke Mädchen„.

Beide sind in „Alki Alki„, der sogar auf einer Idee von Trabner beruht, wieder mit von der Partie, genau wie manch anderes Gesicht, das geneigte Zuschauer aus den Vorgängern kennen. Ranisch spricht nicht umsonst häufig von einer „Filmfamilie“, mit der er arbeitet. Die hat deutlich mehr Mitglieder, als seine Mitstreiter von der eigens gegründeten Produktionsfirma „Sehr gute Filme“. Allen Beteiligten fliegen die Sympathien nur so zu. Zu Recht, weshalb ihnen der Erfolg mit ihrer Art Film zu machen und zu denken, zwingend zu wünschen ist.

Käptn Peng gibt in "Alki Alki" einen Troubadour. (c) Filmfest München

Käptn Peng gibt in „Alki Alki“ einen Troubadour. (c) Filmfest München

Alki Alki“ kann nicht ganz an die starken Vorgänger anknüpfen. Die tragische Trinker-Geschichte klemmt an einigen Stellen, weil Ranisch und Co offenbar zu viele Ideen unterbringen wollen, diese aber nicht immer ineinander greifen. Die Szenen in denen Robert Gwisdek als Troubadour spielender Barde poetisch kommentiert, überfrachten „Alki Alki“ etwas und unterbrechen den Erzählfluss.
Ähnlich die Therapie-Sitzungen in der Entzugsklinik, die Pinkowskis Tobias (und „Flasche“ Trabner) besucht, wo neben den beiden diverse andere Suchtkranke samt ihrer fleischgewordenen Süchte sitzen. Es sind zu viele. Die – wenn auch wohlbekannt und für ein Schmunzeln gut – zu sehr ablenken, aber die eigentliche Handlung nur marginal vorantreiben.

Weiterlesen: Unser Interview „Auf den Wellen des Moments reiten“ mit Axel Ranisch zu „Ich fühl mich Disco„.

Im Gespräch berichtete Ranisch am Rande des Filmfest München, dass dem Schnitt einige sehr witzige Szenen mit Regie-Kollege Dietrich Brüggemann, der der Spielsucht in einer Nebenrolle ein menschliches Antlitz verleiht, zum Opfer fielen. Das klingt erstmal traurig, aber nach Betrachten von „Alki Alki“ hätte ein noch konsequenteres, fokussierteres Erzählen, der Tragödie wahrscheinlich gut getan.

An Kreativität mangelt es Ranisch und Co ganz sicher nicht, vielleicht gelingt schon mit dem nächsten Projekt der ganz große Wurf, den einige schon „Alki Alki“ zutrauten. So bleibt dieser ein Versprechen, auf das, was kommt. Ohne zu enttäuschen, aber mit dem faden Beigeschmack, dass mehr drin gewesen wäre.

Denis Demmerle

Alki Alki„, Regie/ Spielleitung: Axel Ranisch, DarstellerInnen: Heiko Pinkowski, Peter Trabner, Christina Große, Thorsten Merten, Eva Bay, Oliver Korittke, Teresa Harder, Thomas Fränzel, Iris Berben, Delphine, August und Paul Pinkowski, sowie Robert Gwisdek (aka Käptn Peng), Kinostart: 12. November 2015

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