„Angels in Exile“ von Billy Raftery



Ariel und Zuleika vereint eine tragische Kindheit, die keine Kindheit war. Sie reden offen mit Raftery über ihre Erfahrungen und ihre Wünsche. Sie wollen wieder ein geordnetes Leben haben. Ariel bekommt mit Hilfe eines gemeinnützigen Vereins einen Platz in einer Suchtklinik. Zuleika zieht bei ihrer mittlerweile erwachsenen Schwester ein. Doch die „Freiheit“ auf der Straße holt sie immer wieder zurück. Dass diese Freiheit der Klebstoff ist, wird schnell klar. „Er macht dich warm, lässt dich vergessen, leistet dir Gesellschaft“, sagt Ariel langsam, mit winzigen Augen und einem grimassenhaften Lächeln. Beide sind high, wenn sie von ihrem zwanglosen Leben auf der Straße erzählen. Wenn sie nüchtern sind, wollen sie ein neues Leben starten. Beim nächsten Sniff jedoch, legen sie sich wieder auf ihre Pappen und Decken am Straßenrand. Nicht mehr greifbar für das Gegenüber, verloren in ihrem Rausch.

Raftery, der eigentlich als Student zum Surfen nach Durban kam, hat seine Low-Budget-Produktion mit wackeliger Handkamera, unscharfem Bild und zum Teil grausigem Ton gefilmt. Doch dies macht die Geschichte wieder wett. Das Leben von Ariel und Zuleika ist furchtbar und leider stellvertretend für tausende anderer Schicksale. Ariel drückt sich obgleich seines Drogenkonsums sehr artikuliert und reflektiert aus, sowohl in seiner Muttersprache Zulu als auch auf Englisch. Zuleika ist charismatisch, fröhlich und würde in einem anderen Leben vielleicht ihr Glück auf der Bühne suchen. Wenn sie den Teufelskreis durchbrechen kann, dann vielleicht auch noch in diesem Leben.

Einziger Wermutstropfen ist Charlize Theron. Zu gewollt versucht sie einen ernsten und seriösen Ton zu treffen. Die Off-Kommentare sind zu selten, um dramaturgisch sinnvoll zu sein. Der Film trägt sich von selbst, durch Zuleika und Ariel. Die eingeblendeten Texttafeln machen den Kommentar aus dem Off sowieso überflüssig. Marketingtechnisch war die Entscheidung für Theron, die sich selbst für Straßenkinder in ihrem Heimatland Südafrika einsetzt, eigentlich gar nicht so dumm. Die Hollywoodgröße zieht wahrscheinlich mehr Leute ins Kino und zeigt im Endeffekt, wer die wahren Stars dieses Films sind.

Laura Varriale

Angels in Exile„, Regie: Billy Raftery, Gesprochen von Charlize Theron

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