Around The World in 14 Films: THE SOUVENIR: PART II von Joanna Hogg
Bereits 2019 hatte die britische Regisseurin Joanna Hogg im Abspann von THE SOUVENIR angekündigt, dass eine Fortsetzung folgen würde. Im ersten Teil war die junge Filmstudentin Julie (Honor Swinton Byrne) in einer Beziehung mit einem deutlich älteren Mann namens Anthony (Tom Burke), der ein tragisches Doppelleben führte. Dieser war heroinabhängig und versuchte, seine Sucht vor seinem Umfeld zu verheimlichen, bis er schließlich an einer Überdosis starb.
Die Handlung von THE SOUVENIR: PART II schließt unmittelbar an diese autobiographisch geprägten Ereignisse an. Infolgedessen versucht Julie, ihre langjährige problematische Abhängigkeit von ihrem Lebensgefährten zu rechtfertigen und dessen plötzlichen Tod zu rekonstruieren. Um mehr über seine Person und die Umstände seines Ablebens zu erfahren, besucht sie Anthonys Eltern, befragt seine Freunde und nimmt Termine bei einer Psychotherapeutin wahr. Sie versucht, sich mit kurzweiligen sexuellen Abenteuern abzulenken und verbringt viel Zeit mit ihren Eltern (großartig gespielt von Swinton Byrnes tatsächlicher Mutter Tilda Swinton und James Spencer Ashworth).
Vor allem will sie die Geschehnisse in ihrem Abschlussfilm an der Filmhochschule aufarbeiten. Doch wie kann sie das Geschehene in fiktionalisierter Form darstellen, wenn sie selbst keine Antworten auf ihre Fragen findet? „Make a memorial for him“, rät ihr der Kommilitone Patrick (Richard Ayoade), der sich in seinen Filmen mit Protz und Prunk vehement dem Stil des grauen britischen Kitchen Sink Realism verweigern will, dabei mit seiner arroganten und überheblichen Art jedoch auf urkomische Weise seine eigene Unsicherheit offenbart.
Julie versucht in ihrem Werk alles Offensichtliche zu vermeiden, um die verborgenen Zusammenhänge im Hintergrund herausarbeiten zu können. Dieser assoziative Ansatz wird von ihren konservativen Filmdozenten scharf kritisiert, die vor allem eine klare formale Struktur vermissen. Auch die Schauspieler, welche Julie und Anthony in ihrem Film verkörpern sollen, können die Motivation der Figuren häufig nicht nachvollziehen. Und ihre intuitiv am Set getroffenen Entscheidungen, spontan ganze Szenenabläufe zu ändern, werfen den gesamten Drehplan durcheinander und führen zu Konflikten innerhalb des Filmteams.