Berlinale Filmkritik: „Butter on the Latch“ von Josephine Decker



Und so verändert sich das Verhältnis zwischen den beiden Freundinnen. Isolde scheint sich zu distanzieren, als Sarah mit einem blonden Naturburschen anbändelt. Die subjektiv gefärbten Bilder werden ungestümer, die Grenzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung knicken ein wie niedergetretenes Gras. Zunächst wispern Eifersucht und Entfremdung nur leise aus Sarahs Seelendickicht, dann brüllen Paranoia und Wahnvorstellungen schließlich lautstark dazwischen.

Am Ende scheint selbst die Kamera als fortwährender Wegbegleiter nicht mehr erkennen zu können, ob sie Mythos oder Wahrheit einfängt. Stumm und ängstlich dokumentiert sie Sarahs Halluzinationen und Albträume und bezeugt schließlich ihre letzte verhängnisvolle Tat. Als das Motiv des Todes Ordnung stiften will, gibt sie die Figur auf. Heimlich und leise stiehlt sie sich aus der Szenerie, um ihren Blick wieder auf die Wälder zu richten, deren unbekümmertes und friedvolles Rauschen zu flüstern scheint: Wir haben nichts gesehen.

Alina Impe

Butter on the Latch„, Regie: Josephine Decker, Darsteller: Isolde Chae-Lawrence, Stephan Goldbach, Charlie Hewson, Sarah Small

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