„Das finstere Tal“ von Andreas Prochaska



Seit vielen vielen Jahren hat niemand mehr dagegen aufbegehrt. Die Erinnerung an ein Paar, das die Flucht ergreifen wollte, nachdem sich die Brenners an der Braut vergingen, hat sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Den Jüngling nagelten sie an ein Kreuz, nachdem sie ihn zu Matsch geprügelt hatten und ließen ihn verrotten. Mit seiner Braut wollten sie ähnlich Perfides anstellen, doch konnte die in einem unübersichtlichen Moment fliehen und wart nie mehr gesehen.

Regisseur Andreas Prochaska übersetzt einen, nach klassischem US-Vorbild gestrickten, Western in ein Tal in den österreichischen Alpen. Statt endlosen Prärien und staubigen Cowboys setzt er auf die widerspenstigen Berge, die im grellen weiß des Schnees erstrahlen, während er dazwischen im Tal ein wildes, rohes Bergvolk ansiedelt. Das sein strahlender Held, Sam Riley, dank des Plots aus der Heimat des Wilden Westens, Amerika, dahin zurückkehrt, vervollständigt das Bild eines Alpen-Westerns.

Wirkt das amerikanische Pathos, mit breitem Dialekt vorgetragen, an mancher Stelle überzogen und irritierend, überzeugt „Das finstere Tal“ an anderer Stelle umso mehr. Das Drama gefällt mit grandioser Kameraarbeit, die das Bergmassiv als Ort des Schreckens ausmalt. Aber wirklich grandiose Momente entwickelt die ewigjunge Revenge-Story, in der es der wortkarge Unbekannte allein mit dem ihm nur zahlenmäßig überlegenen Bösen aufnimmt. Prochaska erschafft in den Momenten des Gut gegen Böse kunstvoll choreographierte und musikalisch untermalte Duellsituationen, die in ihrer perfekten Inszenierung an Quentin Tarantino, den Großmeister des Westernzitats erinnern. Die Auszeichnung als mit dem Regiepreis beim Bayrischen Filmpreis ist redlich verdient.

Denis Demmerle

Das finstere Tal„, Regie: Andreas Prochaska, Darsteller: Sam Riley, Tobias Moretti, Paula Beer, Thomas Schubert, Carmen Gratl, Clemens Schick, Helmuth A. Häusler, Kinostart: 13. Februar

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