„Risse im Beton“ von Umut Daǧ


Klare Hierarchien organisieren in dieser Randgesellschaft das Zahlen und Abkassieren von Beträgen. Wer nicht spurt und Fristen nicht einhält, bekommt umgehend die Fresse poliert. Eine Männerdomäne, in der körperlicher Kontakt grundsätzlich nur in Form von Gewalt möglich wird. Die Sprache spiegelt die Verachtung, die sie alle füreinander hegen; abgehakte Befehle wechseln sich mit Vulgarismen ab, die inzwischen schon längst zum Alltagsslang verkommen sind. Im Kern geht es dabei letztlich um die Würde, die jeder von ihnen behalten und erwiesen haben möchte. Darum, stolz und erhobenen Hauptes durch ein Milieu der nie enden wollenden Demütigung zu gehen.

Ertan hat erkannt, dass dieser täglich geführte Kampf letztlich nur die eigene Seele zermürbt. Als er damals wegen Totschlag verurteilt wurde, ließ ihn das völlig kalt. Nun, nach einer ganzen Dekade im Gefängnis, hat sich die Welt dort draußen nicht verändert. Dieselben Puffs und Nachtclubs, dieselben zwielichtigen Hinterzimmer, derselbe alltägliche Anblick von Blutspritzern auf kaltem Beton. Aber Ertan hat sich verändert. Sein Sohn soll nicht das gleiche Martyrium durchleben müssen. Wo Schuld umgehend mit Vergeltung bestraft wird, wählt er nun freiwillig die Sühne. Auch wenn er weiß, dass manche Fehler nie wieder gutzumachen sind.

Alina Impe

Risse im Beton„, Regie: Umut Dag; Darsteller: Murathan Muslu, Alechan Tagaev, Ivan Kriznjak, Shamil Illishanov, Daniel Mijatovic, Kinostart: Österreich: 19. September, auf DVD ab 27. Februar 2015

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