„Snowpiercer“ von Bong Joon-ho


Diese Zustände können natürlich nicht so bleiben. Und wie schon Oscar Wilde sehr treffend festhielt: „Es gibt nur eine Klasse in der Gesellschaft, die mehr an Geld denkt, als die Reichen. Das sind die Armen.“ In der dritten Klasse, angeführt vom Role Model Chris Evans, geht es vornehmlich nicht um Geld sondern um die grundlegenden Bedürfnisse: Nahrung und Sicherheit. Ein wenig Neid ist natürlich auch dabei, wer mag nicht in einem kuscheligen Bett aufwachen, wenn die Realität, in Form der zweiten Klasse, einem zeigt, das so etwas im Bereich des Vorstellbaren liegt. Die Rebellion ist darum lange geplant und eine Gruppe von Mutigen schließt sich Evans Charakter Curtis Everett, der natürlich mit seinem Erweckerstatus hadert, an.

Fortan wird sich durch die Abteile geprügelt und gemetzelt, wie sich das ein Hollywood-Film heute nur noch selten traut. Darin liegt letztlich das Vergnügen, dass „Snowpiercer“ dem Zuschauer bereitet. Die etwas labile Handlungsabfolge wird durch hemmungslose Gewaltorgien ausgewetzt, das führt aber nur selten dazu, dass der Blick sich von der Leinwand löst. Regisseur Bong Joon-ho kombiniert trashiges Mainstream-Kino mit elegischen Bildfolgen, wie man sie aus seinem 2009er Film „Mother“ kennt, und einer parabelhafter Erzählform. In dieser Konstellation kommt er dabei zu einem durchaus erquicklichen Fazit: Die gegebene Ordnung, sie kann nicht von innen heraus verändert werden. Man muss der Schlange den Kopf abschlagen. Das wussten allerdings auch schon die Franzosen vor knapp 225 Jahren.

Martin Daßinnies

Snowpiercer„, Regie: Joon-ho Bong, Darsteller: Alison Pill, Ewen Bremner, Tilda Swinton, John Hurt, Jamie Bell, Ed Harris, Chris Evans, Octavia Spencer, Luke Pasqualino, Kinostart: 03. April 2014

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