„Blue Jasmine“ von Woody Allen



Es gibt Stimmen, die behaupten, dass „Blue Jasmine“ von Tennessee Williams „A Streetcar Named Desire“ oder dem Madoff-Skandal inspiriert sei. Doch eigentlich ist es doch viel interessanter, Woody mit Woody zu vergleichen.

Wer sein Œuvre kennt, weiß, dass der Regisseur seinem Hang zum Drama zwar oft aber wenig erfolgreich („September„, 1987) nachgegangen ist. „Blue Jasmine“ ist dem geschmähten „Interiors“ (1978) inhaltlich nicht ganz unähnlich. Schließlich geht es auch hier um eine Frau, deren Leben nach der Trennung vom Ehemann eine tragische Wendung nimmt.

Ebenso geläufig ist Allens Spiel mit der Identität („Zelig„, 1983), die Flucht in andere Welten, die Fans aus „Midnight in Paris“ (2011) kennen oder das Einnisten in andere Lebensrealitäten („Melinda & Melinda„, 2004). Am ehesten ergibt sich aber eine Parallele zu „Alice“ (1990), einer Komödie in der Mia Farrow, die die namensgebende reiche Hausfrau Alice verkörpert. Als weniger neurotische Version von Jasmine führt sie das Leben, das Jasmine vor dem großen Zusammenbruch hatte. Aber Alice schafft den Neuanfang.

Im Vergleich zu den Vorgängern schlägt Allens Spätwerk „Blue Jasmine“ einen weitaus tragischeren Ton an. Die Absurdität und Komik entsteht vor allem dadurch, dass Jasmine sich eine Blindheit gegenüber allen Unannehmlichkeiten antrainiert hat und dass genau dieses Verhalten sie überhaupt erst in ihre verzwickte Situation bringt.

Vielleicht will uns Woody damit warnen: Macht die Augen auf, bevor es zu spät ist.

Deniz Sertkol

Blue Jasmine„, Regie: Woody Allen, Hauptdarsteller: Alec Baldwin, Bobby Cannavale, Cate Blanchett, Peter Sarsgaard, Sally Hawkins, Kinostart: 7. November 2013

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