„Can a Song save your Life?“ („Begin Again“) von John Carney
Während ein Kabelsplitter dieselbe musikalische Botschaft über zwei Kanäle schickt, teilt Carney seinen Film in zwei Geschichten auf: In der einen geht es um das Zerbrechen einer Liebesbeziehung durch eine gemeinsame Leidenschaft, in der anderen ermöglicht genau jene Leidenschaft die Freundschaft zwischen zwei Fremden. Rückblenden und kitschig anmutende Videos auf Grettas iPhone erzählen von glücklicheren Zeiten, bevor Dave zum Superstar wurde und sich zum Zeichen seines Imagewechsels einen grauenvollen Hipster-Vollbart wachsen ließ. Geld, Ruhm, mächtige Plattenfirmen und Hipster-Bärte findet Gretta deshalb jetzt ziemlich doof.
Daher ist nun Dans langjährige Erfahrung gefragt, um ohne Geld, aber mit ganz viel Herzblut ein Album zu produzieren, das jeder gut findet, das aber gleichzeitig so ganz und gar nicht Mainstream ist. Geht das überhaupt? Nicht wirklich. Das Resultat dieses selbstgesetzten Anspruchs ist leider nur lauwarmer Indiepop, der zum Zeichen seiner Authentizität und Ernsthaftigkeit dem Zuschauer im 5-Minuten-Takt entgegenwabert. Keira Knightley erfüllt zwar wie gewohnt ihre Rolle als magere Schönheit mit sympathisch-schiefen Zähnen, verblasst aber neben Ruffalo, der mit diversen schönen und unschönen Charakterfeatures wesentlich mehr Tiefe aufweist.
Da Carney seinen Film von vornherein in zwei Erzählstränge aufgeteilt hat, sind die beiden Schlusspunkte von „Can a Song Save Your Life?“ nicht nur unterschiedlich, sondern auch unterschiedlich hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit. Beide Male geht es um Entscheidungstreue, Integrität und natürlich darum, wie Musik sich auf Beziehungen auswirkt. Was einerseits abgeschmackt, naiv und viel zu idealistisch daherkommt, sorgt auf der anderen Seite für verständnisvolle Rührung und wohliges Herzstechen, während Maroon 5-Sänger Adam Levine mit seinen gefühlbetonten Eunuchengesängen abschließend nochmal zu großer Form aufläuft. Abgesehen von dem voluminösen Hipster-Bart ist sein finaler Liveauftritt allerdings sein einzig beachtenswerter Beitrag in einer Geschichte, die mithilfe von drei gecasteten A-Promis ein sympathisches B-Movie über die Entkommerzialisierung von Musik abgeben will. Dass das nur bedingt klappen kann, war folglich schon von vornherein klar.
Alina Impe
„Can a Song save your Life?“ („Begin Again„), Regie: John Carney, Darsteller: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Adam Levine, James Corden, Cee Lo Green, Mos Def, Kinostart: 28. August 2014, DVD-Start am 29. Dezember 2014