„Demolition“ von Jean-Marc Vallée


In „Demolition“ geht es in erster Linie um das Thema Trauer und wie diese, wohl mehrheitlich unbewusst, gesellschaftlichen Zwängen unterworfen ist. Da der Protagonist keine Emotionen zeigt, gilt seine Art als unnatürlich. Weinen, schreien, sich zurückziehen, sicherlich auch betrinken, dass alles hätte man erwartet, aber nicht, dass er den Kühlschrank in seine Einzelteile zerlegt und diese fein säuberlich kategorisiert, auch nicht, dass er während einer Geschäftssitzung ein Lied summt und die Anwesenden befragt, ob sie es als traurig oder eher fröhlich einstufen würden.

Beim Zuschauer stellt sich immer wieder ein leichtes Gefühl des Fremdschämens für die Hauptfigur ein, womit man eindeutig über die eigenen festgefahrenen Vorstellungen über soziales Verhalten zum Nachdenken angeregt wird. Schließlich bietet die Figur reichlich Elemente, die eine Identifizierung möglich machen. Wer kennt den Wunsch nach einem emotionalen und materiellen Kahlschlag im Leben nicht. Davis lebt aus, wovon viele insgeheim träumen. Ob sein Weg den Praxistest allerdings im Einzelnen besteht, bleibt dahingestellt.

Mit der Rolle des Davis etabliert sich Jake Gyllenhaal, nach seiner äußerst bemerkenswerten Leistung in „The Nightcrawler“ (2014), immer mehr als überzeugender Charakterdarsteller. Der Verzicht auf übermäßigen Pathos und der trockene, leise Humor des Films machen ihn zu einer sehenswerten Mischung aus Komödie und Drama, die nicht unbedingt bildtechnisch, aber vielmehr inhaltlich beim Zuschauer nachwirkt.

Teresa Vena

Demolition„, Regie: Jean-Marc Vallée, Darsteller: Jake Gyllenhaal, Naomi Watts, Chris Cooper, Judah Lewis, Kinostart: 16. Juni 2016

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