„Der Eindringling“ von Magnus von Horn



Diesen Fragen geht Magnus von Horns in seinem Film, der im Jahr 2015 in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes seine Premiere feierte, mit viel Fingerspitzengefühl nach. Das Fehlen einer ansonsten allzu häufig im Übermaß verwendeten Musik sorgt für einen fast dokumentarischen Charakter des Films. In ruhigen Bildern und mit Bedacht zeichnet er Johns emotionale Welt nach und vermittelt so einen Eindruck davon, was es bedeutet, wie ein Aussätziger behandelt zu werden. Es ist gerade diese unaufgeregte Form, die den Film besonders macht. Als Zuschauer taucht man in eine Welt ein, von der man hofft, sie nie erleben zu müssen.

Efterskalv“ entstand als schwedisch-polnisch-französische Koproduktion unter der Führung der schwedischen Dependance von Lars von Triers Zentropa und orientiert sich am Dogma-Manifest von 1995. So verzichtet Magnus von Horn nicht nur auf den Einsatz von Musik, er siedelt die Handlung auch in einer unberührt wirkenden Umgebung an. Kein Anzeichen eines aufwändigen Szenenbildes – stattdessen dominiert das scheinbar Dokumentarische der einzelnen Motive. So zieht von Horn seine Zuschauer in das karge Dorfleben hinein und ermutigt dazu, sich selbst im Spiegel zu betrachten.

Hendrik Neumann

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 3. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 11. Ausgabe von filmPOLSKA)

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