„Der Filmamateur“ (OT: „Amator“) von Krzystof Kieślowski



Mit beobachtender, motivierter Kameraführung verdeutlicht Kieślowski in „Der Filmamateur“ das Potential, welches das Medium Film besitzt. Filips Porträt des kleinwüchsigen Arbeiters wird schließlich im Fernsehen gezeigt und berührt diesen tief. Er empfindet, dass das Werk seinem Leben eine Würde und Bedeutung verliehen hat, welche er in dieser Form bisher nicht wahrgenommen hat. Vor allem aber stellt Kieślowski den Einfluss der kommunistischen Filmzensur in Polen in den Mittelpunkt. Versinnbildlicht wird die staatliche Reglementierung durch Filips Vorgesetzten, der in den politisch unmotivierten Aufnahmen eine Gefahr für das gesellschaftliche System zu erkennen glaubt. Als Konsequenz entlässt er schließlich einen Arbeiter, der das Filmschaffen begünstigt hat. Daraufhin sieht Filip sich genötigt, das weitere Filmmaterial zu vernichten.

Dieses systemkritische Element, welches der Vorgesetzte in den Amateuraufnahmen zu erkennen glaubt, ist für den Zuschauer vor allem aus heutiger Perspektive kaum noch nachvollziehbar. Vielleicht wollte Kieślowski durch das mangelnde Verständnis für die Motivation des Zensors auch die Willkür und den Unsinn der Filmzensur an sich herausstellen. „Der Filmamateur“ ist somit als Kommentar Kieślowskis zu seinem persönlichen Filmschaffen zu verstehen. Kurz nach Produktionsende 1979 gab er ebenfalls den Dokumentarfilm auf und wandte sich stattdessen ganz dem Spielfilm zu.

Henning Koch

Der Filmamateur„; (OT: „Amator„/ PL 1979), Regie: Krzystof Kieślowski

Die Kritik von Henning Koch entstand im deutsch-polnischen Programm „Über Filme schreiben ist über die Welt schreiben“ für junge Journalisten und Filmkritiker bei filmPOLSKA 2014.

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