„Der große Gatsby“ von Baz Luhrmann


Feine Tischgesellschaft: Jay Gatsby (DiCaprio) und Nick Carraway (Tobey Maguire). © 2013 BAZMARK FILM III PTY / WARNER BROS. PICTURES

Feine Tischgesellschaft: Jay Gatsby (DiCaprio) und Nick Carraway (Tobey Maguire). © 2013 BAZMARK FILM III PTY / WARNER BROS. PICTURES

Und irgendwie gerät bei dem ganzen Lärm um fast Nichts auch Leonardo DiCaprio, der in Tarantinos „Django Unchained“ gerade einmal mehr bewiesen hat, wie er alleine durch das Lutschen eines Bonbons eine ganze Figur zum Leben erwecken kann, zur bloßen Ausstattung. Niemand würde sich wundern, wenn Katharine Grahams Zitat, was ganz sicher irgendwo zwischen Wahrheit und Koketterie oszilliert, aus dem Mund von Leonardo DiCaprio käme. Schade, dass Luhrmann ihn nicht mehr als Gast, pardon, fähigen Schauspieler inszeniert hat. Stattdessen erdrückt er ihn im Blumenbouqet, das anlässlich des ersten Wiedersehens mit Daisy und Gatsby aufgetürmt wird und gibt ihn mit feistem Grinsen und rosa Leinenanzügen der Lächerlichkeit preis. Die in der Figur angelegte Unsicherheit in Situationen, die dem Hochstapler wirklich wichtig sind, verkommen zur Fremdschäm-Szenen, das Hin- und Hergerissensein des Jungen aus armen Verhältnissen löst sich in gönnerhaften Gesten auf.

Selbst die eigentliche Essenz des Romans, das Scheitern eines American Dreams, fällt irgendwo hinten über, wenn wieder einmal ein Auto mit Champagner trunkenen Partygästen viel zu schnell um die Ecke braust. Es fehlen Pausen, um das Gesehene zu verarbeiten und angemessen zu würdigen, Leerstellen, um das zu erfassen, was zwischen den Bildern entsteht. Diese Zeit bekommt der Zuschauer nur einmal, als Tom Buchanans Geliebte Myrtle, die Ehefrau des späteren Mörders Wilson, nach einem heftigen Aufprall gegen Gatsbys Auto durch die Luft fliegt. In diesem Moment – es ist die Rückfahrt nach der misslungenen Aussprache im Plaza – ahnt der Zuschauer, dass sich das Ende der großen Party bereits ankündigt. Doch als Gatsby wenig später angeschossen in den Pool fällt, ist Luhrmann schon wieder am Kurbeln: Der angeschossene DiCaprio in Großaufnahme unter Wasser rudert merkwürdig mit den Armen und schaut mit aufgeblasenen Wangen in die Kamera. Wie viel tragischer war da ein mittelmäßig spielender Robert Redford, der einfach nur einsam als Leiche auf seiner Luftmatratze im Pool trieb.

Text: Cosima M. Grohmann

Der große Gatsby„, Regie: Baz Luhrmann, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Kinostart 16. Mai 2013

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