„Der letzte Mieter“ von Gregor Erler
Lebenslanges Mietrecht oder ich schieße!
Häuserkampf, Besetzung, Petition gegen die Deutsche Wohnen, Mietendeckel: In Berlin kann man wie unter einem Brennglas die Debatten und Trends der deutschen Wohnungspolitik nachvollziehen. Hier guckt man neugierig hin, wie die Experimente laufen. Und hier entstehen die Bilder, die das Bild vom Gentrifizierung prägen – und vom Kampf dagegen: Die Räumung der Kultkneipe Syndikat in Berlin am 7. August hat es jüngst sogar in die SZ geschafft. Es wurde also höchste Zeit für Gentrifizierung als Sozialkonflikt auf der großen Leinwand im Spielfilmformat. Der Sache angenommen hat sich Gregor Erler mit „Der letzte Mieter„, der seine Premiere auf den 53. Internationalen Hofer Filmtagen feierte und dort unter anderem für die Beste Regie, das Beste Szenenbild und die Beste Nachwuchsproduktion nominiert war. Der Film kommt am 13. August nebst interaktiver digitaler Kinotour am 14. August – sprich: Live-Skype-Diskussionen im Anschluss an die Screenings, bei der das Publikum Fragen via WhatsApp und Facebook Messenger stellen kann – in die deutschen Kinos.
Schon die ersten Szenen versprechen eine explosive „David gegen Goliath“-Mischung im Gewand eines Genrefilms: Der Klempner Tobias (überzeugend in der Rolle des kleinen Mannes: Matthias Ziesing) rast von Job zu Job, kommt kaum zum Rauchen. Und die Klischees der Prenzlauer Berg-Familie stehen rum und sagen, dass er den Teppich doch bitte nicht dreckig machen soll. Dann fährt er zu seinem alten Vater (Wolfgang Packhäuser), vergessene Tabletten abgeben – ausgerechnet am Räumungstag. In der versifften Wohnung trifft er allerdings nicht nur seinen Vater, der nicht kampflos aufgeben will, sondern auch den Makler (Moritz Heidelbach). Aber warum ist der überhaupt da? Something smells fishy. Es wird gestritten, eine Waffe taucht auf; der Konflikt zwischen Vater und Sohn, Sohn und Makler, ja: Oben und Unten eskaliert. Und wir sind mitten im Geiselnahme-Thriller.