„Der wundersame Katzenfisch“ von Claudia Sainte-Luce

Während die Kinder Claudias Gemeinschaft suchen, sich hier mehr und mehr öffnen, lassen die Gespräche mit Martha Claudia etwas über sich selbst lernen. „Wenn du seufzt, bedeutet es, du brauchst mehr Luft zum Atmen“, gibt Martha Claudia zu verstehen. Und trifft damit den Nerv von Claudias Grundproblem, in dem sich wohl jeder ein bisschen wiederfindet. In Claudias Fall verschafft ihr die plötzliche Ersatzfamilie dieses Mehr an Luft, so dass ihr Kokon Stück für Stück aufbricht. Wer so viel Glück nicht hat, muss sich mit mehr Eigeninitiative durch die selbstangelegten, dicken Schichten kämpfen, um so viel Luft zu schnappen, dass das Seufzen abnimmt.

Eine letzte gemeinsame Reise ans Meer und der Abschiedsbrief von Martha an ihre Kinder und Claudia rutschen deshalb nicht in den Kitsch ab, weil die junge Schauspielerriege das Debüt von Regisseurin Claudia Sainte-Luce so wunderbar authentisch auf die Leinwand zaubert. Trotz aller Aufregung bleibt man immer ganz bei Claudia und genießt die stillen Momente, die sie in das hektische Familientreiben bringt. Die Kinder, allen voran Wendy Guillén, die sich selbst spielt, sind mit ihren Macken und Problemen wunderbar echt.

Saint-Luces Überraschungserfolg, der bereits in Locarno mit dem Junior Jury Award und in Toronto mit dem Preis der Internationalen Kritik ausgezeichnet wurde, ist – zumindest in seiner Grundidee – eine wahre Geschichte. Die Regisseurin selbst hat sie erlebt und in „Der wundersame Katzenfisch“ ihre Erinnerungen verarbeitet. Herausgekommen ist ein tragikomisches Drama, das den Zuschauer mit dem Gefühl zurück lässt, wie schön das Leben trotz aller Rückschläge und Hürden sein kann. Und wie viel schöner es ist, wenn man es teilt.

Verena Manhart

„Der wundersame Katzenfisch“, Regie: Claudia Sainte-Luce, Darsteller: Ximena Ayala, Lisa Owen, Sonia Franco, Wendy Guillén, Andrea Baeza, Alejandro Ramirez Muñoz, Kinostart: 10. Juli 2014, DVD-Start am 21. November 2014