„Die Habenichtse“ von Florian Hoffmeister
Der Film weißt ein großes Gefälle zwischen seiner formalen und inhaltlichen Ebene auf. Erstere überzeugt in voller Länge und erinnert in der Wahl des Schwarz-weiß an „Oh Boy!“ (2012) von Jan-Ole Gerster. Schnitt und Bildfindung halten den Zuschauer gebannt in ihrer sowohl minimalistischen als auch bezwingenden Ästhetik.
Die erzählte Geschichte allerdings wirkt papieren und entfaltet sich nur zäh. Selbst die ganze Stärke der durchaus reizvollen Hauptdarsteller, Sebstian Zimmler als Jakob und Julia Jentsch als Isabelle, vermögen ihr, nur mäßig Glaubwürdigkeit zu verleihen. An sich gut eingesetzte Stilmittel wie knappe Dialoge und Wiederholungsmomente versagen an der pathetisch aufgeladenen Grundhandlung. Einzelne Szenen hätten ein ernstzunehmendes Gegengewicht bedeuten können wie die Begegnung Isabelles mit der Londoner Verlagswelt oder ihr Besuch im Pub, bei denen das Drehbuch Witz beweist.
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Doch insgesamt bleibt der Zuschauer im Zwiespalt: Einerseits wird er von den faszinierenden Bildern eingefangen, andererseits von der Handlung enttäuscht. Ganz im Gegensatz zum bereits zitierten „Oh Boy!„, der auch in der Erzählung Stärke durch Minimalismus zeigt oder dem weitaus einnehmenderen Stoff aus „Frantz„, der in der Intention mit „Die Habenichtse“ vergleichbar wäre.
Teresa Vena
„Die Habenichtse„, Regie: Florian Hoffmeister, Darsteller: Sebastian Zimmler, Julia Jentsch, Ole Lagerpusch, Kinostart: 1. Dezember 2016