Dok Leipzig 2015: „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann


"Lampedusa im Winter" von Jakob Brossmann überzeugt mit aktueller Thematik und Perspektive. Foto: Dok Leipzig

„Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann überzeugt mit aktueller Thematik und Perspektive. Foto: Dok Leipzig

Dem Europa gewidmet

Der Film „Lampedusa im Winter“ ist einer der Favoriten des 58. DOK Leipzig. Eine Dokumentation über ein brandaktuelles Thema, das Europa schon lange berührt und erschüttert. Während Politiker sich über Asylgesetze streiten, sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht und Suche nach einer Zukunft im Frieden.

Seit Jahren wird Lampedusa mit dem Flüchtlingsstrom konfrontiert. Die kleine Insel im Mittelmeer ist zum Symbol unmenschlicher und gescheiterter Asylpolitik geworden. Etliche Medienberichte über paranoide Einwohner sind mehrmals um die Welt gegangen; doch wie viel Wahrheit verbirgt sich hinter diesen Bildern? 2014 reiste der österreichischer Theater- und Filmemacher Jakob Brossmann nach Lampedusa, um das Leben der abgelegenen Insel zu dokumentieren.

„Flüchtlinge sind nicht das größte Problem dort, wie viele unserer Medien behaupten“, so Brossmann. Sie kämen seit fast 20 Jahren hierher und die Einwohner seien keine Fremdenhasser.

Lampedusa existiert wirtschaftlich dank der Fischerei, doch die alte Fähre ist abgebrannt und wird durch eine noch ältere ersetzt. Die einzige Einkommensmöglichkeit ist somit gefährdet. Weil es keine Fähre gibt, stapeln sich Müllberge und die Lebensmittel werden knapp. Das Ganze verschärft die Stimmung der 4500 Lampeduser, sie geben dennoch nicht auf. Die Fischer entscheiden sich, auf die Straßen zu gehen und blockieren später den Hafen. So kann die „neue“ Fähre nicht ankern und der Kampf ums Überleben beginnt. Ums Überleben kämpfen auch die Flüchtlinge – dies vereint sie mit Einheimischen. Die Reise fängt erst bei der Rettung im Mittelmeer an, danach macht die Bürokratie aus Versprechen ein monatelanges Warten. Hoffen und viel Geduld mitbringen, damit müssen sich erschöpfte Flüchtlinge erstmal abfinden.

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