„Brothers“ von Wojciech Staroń


Wojciech Starońs sicherte sich bei DOK Leipzig 2015 mit “Brothers” die prestigeträchtige Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm. Foto: Dok Leipzig

Wojciech Starońs sicherte sich bei DOK Leipzig 2015 mit “Brothers” die prestigeträchtige Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm. Foto: Dok Leipzig

So schön, dass es wehtut

Manche Filme sind so schön, dass sie wehtun. Von den guten Filmen gibt es auf der DOK Leipzig einige, sehr gute auch, aber dieser polnische Film, der Freitagabend so unspektakulär im Leipziger Polnischen Institut gezeigt wurde, ist eine Perle für sich – und das sei gesagt ohne jede Absicht des Kitsches.

Wojciech und Małgorzata Staroń gelten in Polen als zwei der besten Filmschaffenden dieser Zeit. Sie, das heißt er als Kameramann und Regisseur, sie als Sounddesignerin und Produzentin. Für ihre Projekte reisen sie durch die ganze Welt und auf einer dieser Reisen, nämlich in Kasachstan, begann das Filmprojekt „Brothers„, ein Dokumentarfilm über die zwei Brüder Mieczysław und Alfons Kułakowski.
Jemand hatte ihnen von einem besonderen Haus in Almaty erzählt, das eine besondere Aura habe, dass dort zwei Brüder wohnten und der eine davon Künstler sei – kurzum: sie sollten Mieczysław und Alfons unbedingt kennenlernen. Sie trafen sich, reisten zwei Wochen zusammen durch das Tian Shan-Gebirge, blieben Freunde. Zu dieser Zeit waren die Brüder bereits in ihren Achtzigern, wohlgemerkt, und als die Idee kam, nach Polen umzuziehen, fast neunzig Jahre alt.

„Sie haben uns sehr inspiriert, mit ihrem Willen und ihrem Mut, trotz eines so hohen Alters weiterhin Dinge auszuprobieren und eine Emigration durchzuziehen“, erzählt Staroń beim Publikumsgespräch nach dem Film. „Es sind zwei Menschen, die nach dem Schönen in der Welt suchen und es finden“. Als Kinder geflohen aus dem sibirischen Gulag, Alfons hat 6.000 Bilder gemalt und ist ein – jedenfalls in Kasachstan und immer mehr auch in Polen – berühmter Künstler geworden, im hohen Alter nach Polen migriert, in ein Land, das sie kaum kannten, denn ihr Geburtsort liegt aufgrund mehrerer Grenzverschiebungen in der heutigen Ukraine. Viel hätte es gegeben, was Wojciech und Małgorzata Staroń über ihre Freunde hätten erzählen können. Was aus dem Film geworden ist, der 2015 seine Premiere bei dem Internationalen Filmfestival von Locarno hatte, ist jedoch eher eine Dokumentation über das Dazwischen. Die unglaubliche Schönheit und Traurigkeit des Lebens und der Welt, die Verbundenheit von zwei besonderen Brüdern, die sich über 90 Jahre kennen und – trotz allem Kampf dagegen – alt werden.

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